Von Prumirim nach Rio de Janeiro

Vom verträumten Prumirim geht’s endlich nach Rio.
Die Straßen sind im sehr guten Zustand und deshalb geht es flott voran. In São Paulo haben wir schon gelernt, dass anders als in anderen Ländern, in angemieteten Apartments Kapselmaschinen bereit stehen. Das klingt schon mal genial. Was wir nicht ahnten, ist dass die Kapseln selbst gekauft werden müssen. Klingt vielleicht logisch. Für eine Kaffeemaschine würde ich ja auch den Kaffee kaufen. Aber hier gibt es in jeder Unterkunft eine andere Kapselmaschine 😐
Dem Ganzen wollen wir vorgreifen. Im nächsten Apartment - so haben wir es auf den Fotos gesehen - steht eine Nespresso.
Am Rande Rio's drängen sich riesige Shoppingcenter von einer Dimension, wie es diese in Asien oder den USA gibt. Natürlich gibt es hier auch Nespresso-Shops. Im BarraShopping Center machen deshalb wir Halt. Es ist Samstag und der riesige - und ich meine wirklich riesig! - Parkplatz ist knüppeldicke voll. Wir kreisen ein paar Runden, bevor wir einen Platz für unser Auto finden.
Der Nespressoladen ist ebenfalls gut besucht. Deshalb müssen wir eine Nummer ziehen und warten, bis wir bedient werden. Die Verkäuferin ist erst verunsichert, weil ihr Englisch angeblich schlecht ist, aber als wir die Namen der Kapseln wissen, ist sie erleichtert. Dafür (vielleicht auch nicht dafür) bietet sie uns einen Espresso an. Letzteres haben wir übrigens auch schon so in Australien erlebt: Da wird einem beim Kauf ein Kaffee angeboten. In Deutschland ist mir das noch nie passiert. Da muss ich proaktiv danach verlangen.

Unser Apartment im Barrio Santa Teresa erreichen wir am frühen Abend. Die Einrichtung ist stylisch. Die Raumaufteilung beeindruckend. Alles würde ich genau so haben wollen.
Beim genaueren Blick gibt es jedoch Dinge, bei dem die Praktikabilität dem Stil weicht. Aber das werden wir locker überleben!
Und wer würde hinter diesem Tor eine so geile Wohnung vermuten?

Santa Teresa Rio de Janeiro,Brasilien,born4travel.de
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Just als Rainer das Gepäck aus dem Auto entlädt, kommen die Vermieter, die - welch eine Wohltat - deutsch sprechen. Mik, ein Bayer und Patricia, eine waschechte Carioca, wie sich die Einwohner von Rio nennen. Sie sind super nett und locker drauf. Beide sind Kunstschaffende. Kennengelernt haben sie sich in Köln.
Rainer hat schon erkundet, wo man ein paar Lebensmittel kaufen kann. Es gibt Dinge, die "er noch nicht wusste" und deshalb sagt ihm die Bezeichnung „Favela“ nix.
Für andere Unwissende: Es sind die Townships von Rio. Wo man insbesondere als Touri nie rein sollte!
Und deshalb sagt er ganz stolz: „In der Favela nebenan können wir Lebensmittel kaufen“
Ich: „Wie bitte? Ich geh doch nicht in eine Favela einkaufen!“
Darauf unsere Host: „Es ist aber nicht so ‘ne schlimme Favela 😳
Ich kann ja mitkommen“ sagt Mik.

Nur wenige Schritte entfernt beginnt die Favela.
Tatsächlich aber frage ich mich, wie es trotz meiner genauen Recherche passieren kann, dass wir in dieser Nachbarschaft die Unterkunft gemietet haben.
Mik ist kein Unbekannter hier in der Favela und grüßt jeden mit Handschlag.
Wir dackeln hinterher und gucken ganz freundlich.
Ja und im Nachhinein denke ich: Es sind eben auch nur Menschen, die sehr beengt und ärmlich wohnen. Ein Unsicherheitsgefühl kommt überhaupt nicht auf.

Das ist der Eingang zu "unserer" Favela am Tag:

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Gefahrene Strecke: 305 km


Rio de Janeiro

Ein bestimmtes Bild von Rio hatte ich nicht.
Dennoch muss ich mich outen. Denn mein Leben lang war Rio für mich die Copacabana und dieser Zuckerhut, wo die Christusstaue drauf steht.
Alles falsch - wie ich jetzt erkennen musste. Jetzt wo ich hier bin. Reisen bildet, das wissen wir alle, die wir gern die Welt bereisen oder viele Bücher lesen.

Wenn man‘s weiß, ist alles ganz klar:
Rio de Janeiro heißt nichts weiter als der Fluss des Januars.
Entdeckt am 1.Januar 1502 - vom Seefahrer Gaspar de Lemos - der glaubte in eine Flussmündung einzuschiffen.
Dank GoogleMaps kann uns so etwas natürlich nicht passieren.
Denn die Mündung ist keine. Sondern eine riesige Bucht namens Guanabara.

Ansonsten gibt es viel zu erzählen. Vor allem über Rio.
Aber eins ist klar: Rio ist eine Stadt im Grünen, hat ’zig „Zuckerhüte“, der Cristo hat seinen eigenen, die Copacobana ist ein Strand wie jeder andere, allerdings kommt ein bekleidet sein in einem Badeanzug dem Tragen eines Abendkleides gleich. Denn: egal welche Figur man hat: Der Bikinischlüpper gehört in die Arschritze gedrückt!
Die Architektur Rio's bietet das volle Repertoire, ein Unsicherheitsgefühl ist absolut übertrieben und nicht zu letzt war die Wahl, unsere Basis in Santa Teresa aufzuschlagen, das auch das Montmartre von Rio genannt wird, ein Glücksgriff!

# Sonntags in Santa Teresa

Wir beginnen unseren ersten Sonntag - was sich übrigens an keinem dieser Tage während des Aufenthalts hier in Santa Teresa ändern wird - bei einem ausgiebigen Frühstück auf der Terrasse des Apartments. Von hier oben haben wir das, was weltweit für Rio de Janeiro steht, mit einem Mal im Blick. Linkerhand steht der Zuckerhut und rechterhand der Corcovado, das ist der Name des Berges, auf dem Cristo Redentor steht.

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Sonntag in Südamerika ist Familien- und Freunde-Treffen-Tag.
Wer jetzt erwartet, dass wir am ersten Tag schon die Must-do‘s besuchen, der wird enttäuscht sein.

Das Wetter ist grandios. Vielleicht etwas diesig. Aber wenn man bedenkt, dass hier eigentlich tiefster Winter ist, dann wollen wir mal mit 30°C zufrieden sein.
Wir folgen den Tipps unserer Hosts, lassen uns mit dem Uber ins Zentrum von Santa Teresa bringen.
Alles ist neu - ganz klar.
Die Eindrücke während der Fahrt überstürzen sich.
Fast jede Wand hat ein Wandbild.
Die meisten sind wahre Kunstwerke. Aber natürlich gibt es auch Schmierereien. Ganz plötzlich fahren wir hinter einer Straßenbahn, die, wie sich später herausstellt, eine Attraktion des Barrio Santa Teresa ist.

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Wir lieben den Stadtteil sofort und fühlen uns pudelwohl.
Coole Klänge, Stände mit Handwerkskunst, die man als solche bezeichnen kann, und Bars ohne Ende. Wie nicht anders zu erwarten, bleiben wir recht schnell in einem Lokal hängen.
Ich werde einfach nicht müde, mich zu wiederholen, wie ansteckend der brasilianische Spirit ist.

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Unmengen an Essensständen bieten verschiedenartigste Speisen an.
Nicht alle Speisen sind uns bekannt. Aber was bekannt ist, ist dieser Churrasco (Fleisch-Wurst-Spieß) 😋

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Weiter geht es zur nächsten Sonntags-Attraktion.
Zur Ferria do Glória im Stadtbezirk neben an. Erst überlegen wir, uns einen Uber zu nehmen. Aber Google meint es seinen nur zwölf Minuten zu laufen. Na das bekommen wir ganz locker hin. Rainer entdeckt eine Abkürzung über sehr steile Treppen. Ich bin da nicht ganz so überzeugt, weil wir anfangs so alleine sind und ich immer Schiss habe, in einer Favela zu landen. Aber wahrscheinlich würde uns da auch nichts passieren.
Der Weg beziehungsweise gefühlt mehr als hundert Treppen führen glücklicherweise nur bergab. Rauf wäre bei über 30Grad der Horror!
Irgendwann begegnen wir auch Anderen, die von unten nach oben laufen.

Ein Blick in die Ferne und ein Berg, bebaut mit einer Favela drauf.

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Am Ende landen wir auf der Ferria do Glória, ein herrlich authentischer Obst- Gemüse- und Fressmarkt. Dieser Markt ist nur sonntags in der Rua Augusto Severo. Es ist der größte seiner Art in Rio de Janeiro und findet schon seit 115 Jahren statt. Auch hier ist es ein Ort voller Familien und Freunde. Live-Musik, lokales Kunsthandwerk und eine große Auswahl an typischen Gerichten werden angeboten.
Meine anfänglichen Bedenken zu Fragen der Sicherheit sind verflogen.
Erst einmal gönnen wir uns einen leckeren Kuchen.

Feira Gastronômica da Glória,Rio de Janeiro,Brasilien,born4travel.de
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Und dann gehen wir in die Gemüseabteilung des Marktes.
Beim Anblick der verschiedenen Produkte fragen wir uns, was das alles sein soll. Wie bestellt werden wir angesprochen. Es ist Patricia und Mic. Die beiden sind schon gut drauf und gehen mit uns zurück, um uns die Produkte zu erklären und uns ihren Lieblings-Caipi mit Ingwer zu empfehlen.

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Und nach der Party ist Aufräumen angesagt - wie überall auf der Welt.
Dabei beobachten wir, wie die Straßenkehrer von den umstehenden Getränkeständen mit Wasser oder Bier kostenlos versorgt werden. Das hat so etwas von Gemeinsamkeit.

Feira Gastronômica da Glória,Rio de Janeiro,Brasilien,born4travel.de

Am Ende des Tages fahren wir noch in die andere Richtung. Da wo unsere Straße zum Loft beginnt. Wir essen in einer ganz bodenständigen und sehr preiswerten Gaststätte. Für mich gibt es das brasilianische Nationalgericht, eine Feijoada.

Feijoada,Rio de Janeiro,Brasilien,born4travel.de

Alles in Allem war unser allererster Tag so abseits der typischen Highlights ein erfolgreicher Einstieg in die Zeit hier in Rio de Janeiro.

Der Tag 2 ist ein Montag:

Vor der Reise habe ich auf verschiedenen Medien viele Infos gesammelt und diese mit grünen Fähnchen auf GoogleMaps gekennzeichnet. Den ersten Tag haben wir uns treiben lassen und sind dem Tipp unserer Vermieter gefolgt. Das ist auch gut so. Denn nach Santa Teresa wären wir sicherlich niemals gefahren.
Doch heute, zum Wochenbeginn wollen all die Fähnchen besichtigt werden. Nicht alles wird realisierbar sein. Das ist klar. Aber irgendwie muss man ja beginnen. Glücklicherweise sind wir gut beraten gewesen und haben mit einer Woche vermutlich genügend Zeit für Rio, um einen Großteil zu besichtigen.
Der heutige Tag soll einigen Highlights des Zentrums von Rio de Janeiro gelten. Es ist da, wo sich das finanzielle Zentrum befindet aber auch viele historische Gebäude.

Wir machen uns auf den Weg mit unserem Auto.
Über die Rua Dr. Júlio Otoni gen Norden geht es auf kürzesten Weg zur Escalera Selarón.
Ein paar Impressionen vom Weg dahin:

Escadaria Selarón,Rio de Janeiro,Brasilien,born4travel.de

# Escadaria Selarón

Den Zugang zur Escalera Selarón erreichen wir über die Rua Teotônio Regadas. Eine enge Gasse, deren Wände linkerhand mit sehr großen und schönen Wandmalereien verziert sind. Leider findet man zwischendrin auch hässliche Schmierereien.
Rechterhand reiht sich ein Restaurant ans andere und lauert auf Kundschaft.

Escadaria Selarón,Rio de Janeiro,Brasilien,born4travel.de
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Am Ziel angekommen brauchen wir gefühlt drei Minuten, bis wir auf dem Absatz gleich wieder kehrt machen.
Auf den 250 vom chilenischen Künstler Selarón mit bunten Fliesen belegten Treppenstufen sind vermutlich gerade sämtliche Rio-Touristen unterwegs. Man sieht außer Menschen von hinten praktisch gar nix.
Uns so verzichten wir und gehen wieder.

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Ganz in der Nähe der Selarón Treppe befindet sich schon die Kathedrale, deren äußere Gestaltung sich von den umgebenden, modernen Gebäuden deutlich absetzt. Ein Stellplatz für unser Auto ist schnell gefunden. Nur den Eingang, den finden wir nicht. Und so umrunden wir den monströsen Bau und schwitzen bei über 30° Celsius. Kurz vor dem Aufgeben finden wir den Zugang dann doch noch.

# Kathedrale von Rio de Janeiro

Die pyramidenartige Kathedrale von Rio, die Catedral Metropolitana de São Sebastião do Rio de Janeiro im Zentrum von Rio wurde 1979 eingeweiht. Mit einer Außenhöhe von 75 und einer Innenhöhe von 64 Metern, einem Außendurchmesser von 106 und einem Innendurchmesser von 96 Metern erreicht die Kathedrale eine Fläche von 8.000 Quadratmeter, in der 20.000 stehende und 5.000 sitzende Personen Platz finden.

Die konische Form ist definitiv ein Hingucker.
Es lohnt sich definitiv die Kathedrale auch von innen zu besuchen.
Wichtig: Der Eingang befindet sich in der Avenida República do Chile.

Catedral Metropolitana de São Sebastião do Rio de Janeiro,Brasilien,born4travel.de

Die Kanzel ist mittig positioniert und ist von Eingang kaum zu sehen.
Eine Messe hier mit zu erleben, muss wohl sehr beeindruckend sein.

Catedral Metropolitana de São Sebastião do Rio de Janeiro,Brasilien,born4travel.de
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Der Rest unseres zweiten Tages läuft etwas planlos bis misslungen ab.
Ein Café in einem Eckhaus einer Straße voller schöner, kolonialer - leider aber auch teilweise beschmierter - Fassaden, lockt zum Kaffeetrinken. Auch im Inneren sieht alles sehr ansprechend aus. Doch der Cappuccino entpuppt als Fehlkauf - weil der so ungenießbar süß ist. Ok. Dann nehmen wir einen Kaffee. Der schmeckt wie schon stundenlang abgestanden.

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Am Nachmittag entscheiden wir uns doch schon heute den weltberühmten Stränden Copacobana und danebenliegenden Ipanema einen Besuch abzustatten. Was wir nicht bedacht haben, ist, dass sich unsere Badesachen in der Unterkunft und nicht im Auto befinden. Aber das ist nicht alles, das am heutigen Nachmittag schief läuft.
Denn ein geeigneten Parkplatz an der Copacobana zu finden, gleicht einem Lottogewinn.
Das sieht am Ipanema nicht anders aus. Zuletzt landen wir am Mirante do Leblon.

# Mirante do Leblon

Am Mirante do Leblon befindet sich ein Parkplatz für kaum zehn Autos. Der Aussichtspunkt selbst ist eigentlich eine Holzterrasse, die sich auf einen Felsen stützt.
Auf dieser kleiner Fläche finden noch zwei Bars Platz mit Sitzen, von denen wir einen unverstellten Panoramablick auf die Küste des Stadtteils Leblon mit seinem Ipanema-Beach haben.

Mirante do Leblon,Ipanema-Beach,Rio de Janeiro,Brasilien,born4travel.de

Ein wenig Tag ist noch übrig und ein Sonnenuntergang am Cristo Redentor ist das, was uns nun vorschwebt.
Wir finden mehr oder weniger die richtige Straße um nach oben zu kommen. Ein Krankenhaus "steht im Weg". Also suchen wir nach einem anderen Zugang.
Es sieht gut aus. Doch kurz bevor wir ganz oben ankommen ist Schluss.
Man will unser Auto per Valet irgendwo parken und wir sollen für 300 Real (das 2024 etwa 50€ sind) ein Ticket kaufen. Mal zwei …🤔 ergibt ja hundert Euro!
Nee. Das kann nicht sein.
Die Jungs sehen ihr Geschäft schwinden und sind erstaunt über unsere Entscheidung.
"No Cristo?" fragt einer ganz erstaunt.
"No. No Cristo" ist unsere Antwort.

Also machen wir uns auf den Rückweg und entdecken unterwegs das Hinweisschild zum „Mirante Dona Marta“. Auch nicht schlecht.

# Mirante Dona Marta

Der Mirante Dona Marta, der sich auf etwa 360 Metern Höhe befindet, ist kein echter Geheimtipp.
Er ist Teil des Parque National da Tijuca.
Man kann ihn aber nur per Zubringer, einem Taxi oder Uber erreichen. Oder eben so wie wir mit dem eigenen Auto.
Der Zugang befindet sich am Bahnhof Cosme Velho. Die gleichnamige Straße windet sich hoch in Richtung Corcovado, bis ein Schild mit dem Hinweis zu sehen ist. Es gibt genügend Parkplätze. Das Parken kostet 2 Real.

Es gibt beidseits eine Aussichtsplattform.
Es ist kurz vor halb Sechs. Also recht spät. Denn die Sonne geht im September gleich unter. Um Sechs ist dann schon stockdunkel. Deshalb nutzen wir nur noch den Blick auf der linken Seite, da wo sich der Helikopterlandeplatz befindet.
Von hier können wir sehr gut den Cristo Redentor sehen. Uns genügt das - vorerst.

Für den Überblick über den riesigen Parque Nacional da Tijuca:

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Und das ist, was wir heute zum Abschluss noch sehen:

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Richtig happy, weil die Fahrt nach oben doch noch ein Erfolg war, haben wir wohl irgendeine Abfahrt verpasst.
Als sich dann die Frage stellt: rechts oder links, guckt erst eine Frau sehr seltsam in unsere Richtung und dann sagt der daneben stehende Motorradfahrer zu uns: „Comunidade“ 🤔
Aber als er merkt, dass wir das nicht verstehen, schiebt er ein „Favela“ nach. Wir sollen umkehren.
Anscheinend gucken wir beide immer noch bedeppert und er deutet an, dass wir ihm folgen sollen. Er führt uns die gesamte Strecke bis zur Hauptstraße zurück.
So viel Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft macht uns sprachlos.

Den Tag 3 widmen wir nun dem, was für die meisten "Das Rio de Janeiro" heisst.
Gleich nach dem Frühstück - das ist bei uns so etwa kurz nach Mittag. Vorher kommen wir einfach nicht los. Manchmal auch später.
Denn wir haben uns eingegrooved in den Puls der Stadt.
Beim Frühstück auf der Terrasse liegt Rio vor unseren Füßen. Es wird uns nicht langweilig, die Flugzeuge, die über den Kamm, auf dem wir wohnen, schrammen, zu beobachten. Sie machen einen wunderbaren Bogen noch vor dem Zuckerhut, bevor sie auf dem Stadtflughafen landen.

Heute gehen wir die Besichtigung Rio's etwas professioneller an.
Wir lassen uns von Uber kutschieren an der Corcovado Bergbahn am Bahnhof Cosme Velo absetzen und fangen da an, wo wir gestern geendet haben: Am Cristo Redentor.

# Cristo Redentor

Die Zahnradbahn, gebaut von Stadler Rail AG aus der Schweiz, knattert auf eine Höhe von über 700 Meter. Teilweise bei einer beängstigenden Steigung. Es gibt immer wieder Ansagen in Portugiesisch, Englisch und Spanisch. Die Bahn ist gut besucht. Ich erwarte Schlimmes.

Ach so. Das Ticket kostet übrigens 97.5 Real pro Person, was knapp 16€ sind.
Einen Rabatt für Senioren gibt es hier nicht. Dafür aber bekämen wir mit diesem Ticket für die Bahnfahrt - festhalten! - zum Jungfraujoch ganze 50% Off 🤣
Die Cariocas haben doch Humor. Oder?

Cristo RedentorRio de Janeiro,Brasilien,born4travel.de

Auf dem Corcovado-Hügel, einem dicht grün bewachsenen Steinberg mit einer Höhe von 704 Metern, steht das wohl berühmteste Symbol für Rio de Janeiro, das Denkmal Christi des Erlösers (Redentor). 2007 wurde es zu einem der sieben Weltwunder der Moderne erkoren.
Die Statue wurde am 12. Oktober 1931 nach etwa fünf Jahren Bauzeit eingeweiht.
38 Meter hoch ist sie und wiegt etwa 1.100 Tonnen.
Lange vor dem Bau der Statue war der Berg Corcovado bereits eine wichtige Touristenattraktion der Stadt. Denn die Corcovado Railway, die erste Touristenbahn des Landes, wurde schon 1884, also fast 50 Jahre vor dem Bau der Statue eingeweiht. Tausende von Besuchern bewunderten schon damals die unvergleichliche Aussicht vom Corcovado.

Oben sind wir nicht allein. Klar.
Aber ich hatte mir das dennoch wesentlich voller vorgestellt.
Das wirklich Schöne ist nämlich, Asiaten haben Brasilien noch nicht auf dem Schirm. Also muss man auf ein Plätzchen mit dem besten Background nicht lange warten. Alle sind sehr höflich zueinander.

Was man als erstes sieht, wenn man mit der Rolltreppe hochgefahren wird:

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Das isser nun:

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Blick auf die Stadt im Süden:

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# Palácio - Parque Lage

Anschliessend lassen wir uns zum Parque Lage im Barrio Jardim Botânico am südlichen Fuße des Corcovado bringen. Der sehr gepflegte wirklich schöne Park, war einst die Residenz des Industriellen Henrique Lage, dessen Bau nun besonders wegen des tollen Cafés am Pool ein Anziehungspunkt für alle Instagrammer ist. Das nervt immer dann, wenn man ewig warten muss, bis man in der Reihe so weit vorrückt, damit man zum Beispiel den Springbrunnen sehen kann. Andererseits bin ich froh, dass ich diesen Palast auf dieser Plattform gefunden habe.

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Die Wartezeit einen Tisch zu bekommen, ist „unpredictable“ und so entscheiden wir uns nur für den Rundgang auf der Balustrade, der für Senioren kostenlos ist.
Angenommen mich fragt jemand: Der gefiel mir besser als im Restaurant zu sitzen und Fritten zu essen. Denn edle Kuchen oder so stehen nicht auf der Speisekarte.

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Auf dem Rückweg entdecken wir eine Art Bunker, der sehr schön von Pflanzen kaschiert ist. Ja, wer hätte das vermutet? Auf engstem Platz befinden sich hier mehrere Aquarien!

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Uber‘s beste Kunden entscheiden sich nun noch für eine Fahrt zum Confeitaria Colombo.
Unser Fahrer fährt forsch aber nicht übermütig. Irgendwie platzt ihm dann wegen des hohen Verkehrsaufkommens auf der Avenida Atlântica, der Straße an der Copacabana die Hutschnur und wir fahren über einen Grünstreifen. Woher auch immer stehen mehrere Polizisten vor uns mit gezückter Pistole. Von uns will man nichts, sondern dem Auto hinter uns, der genau diesen gleichen Shortcut wie wir gemacht hat. Ganz plötzlich erscheinen ein paar Polizeiautos und eine Mannschaft mit Maschinengewehren.
Hm. Unser Fahrer sagt so etwas wie "Brasil live" und wir fahren weiter Richtung Centro.

# Confeitaria Colombo

Die Confeitaria Colombo ist ein historisches Kaffeehaus, das zu den schönsten der Welt gehören soll. Gegründet 1894 im Belle Époque Stil besticht es durch riesige Kristallspiegel, die seinerzeit aus den Niederlanden hergebracht worden sind.

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Ein wirklich tolles Ambiente.
Die Kuchenauswahl ist enorm. Unser Kellner meint wir sollen Fotos von dem Kuchen machen, den wir serviert bekommen wollen. Gesagt - getan.
Der Kuchen - und das sage ich als Nichtkuchenesser - ist köstlich!
Der Kaffee schmeckt eher nicht. Wahrscheinlich kommt der aus Kolumbien. Der hat mir schon in Kolumbien nicht geschmeckt.

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# Pão de Açúcar - Zuckerhut

Nun wird es eng!
Im dichten Stau geht es wieder mit unserem Lieblingscarrier Richtung Pão de Açúcar, auch als Zuckerhut bekannt.
Die Sonne steht schon sehr tief und ich befürchte schon im Dunkeln oben anzukommen.
Aber als Senior in Brasilien unterwegs zu sein macht Freude.
Denn wir Alten zahlen nicht nur die Hälfte des Preises (knapp 15€) sondern dürfen mit der Priority-Lane an allen Schlangen vorbei nach ganz vorn.

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Aufgenommen auf dem zweiten Teil der Fahrt zum Gipfel.

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oben angekommen:

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Rückfahrt:

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Den Tag runden wir in einem gehobenen französischen Restaurant bei uns um die Ecke in Santa Tereza ab. Und dieser Part wird dann wirklich der schwächste des Tages. Eine halbe Stunde Warten auf die Vorspeise, eine weitere auf die Hauptspeise, kann schon mächtig auf die Stimmung drücken.
Von dem schönen französischen Brauch die Wartezeit mit einem „amuse bouche“ zu verkürzen, hat man hier noch nichts gehört. Aber als sich mein Entrecôte als Schuhsohle erweist, wird mir klar: Vornehm essen gehen, ist nix für mich.


Rio de Janeiro Teil 2