Fortsetzung
Auch der zweite Tag beginnt wie der erste – mit einem ausgiebigen Frühstück auf der gemütlichen Terrasse.
Than, die sympathische PR-Managerin des Resorts, ist ebenfalls wieder vor Ort. Wir beobachten, wie sie von Tisch zu Tisch geht,
stets ein Lächeln im Gesicht, und Small Talk mit den Gästen hält. Irgendwann sind auch wir an der Reihe. Und das ist gut so.
Denn ich bin vorbereitet. Wir möchten nämlich heute die Kaisergräber in und um Huế erkunden. Es wären zu viele, um sie alle an
einem Tag zu besichtigen. Dass die Grabstätten der Kaiser der Nguyễn-Dynastie mit europäischen Gräbern nicht viel gemeinsam haben,
wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Than ist auf solche Fragen bestens vorbereitet. Sie nennt uns die besonders sehenswerten
Anlagen und hilft uns, eine passende Route zusammenzustellen.
Normalerweise sind wir nicht die Friedhofsgänger. Der Besuch der Kaisergräber gehören aber zu Huế.
Zugegeben, haben wir im Kopf Mausoleen wie die des Cementerio General in Santiago de Chile oder
den berühmten Cementerio de la Recoleta in Buenos Aires. Doch was uns hier erwartet, ist ganz anders.
Die monumentalen Gräber der dreizehn Kaiser dieser Nguyễn Dynastie sind Opfer verschiedenster Kämpfe
und zuletzt des Vietnam-Krieges geworden. Im Anschluss kümmerte sich niemand um diese Bauwerke.
Sie sind dem natürlichen Verfall überlassen worden.
Erst in den 1990-igern, als man die Zukunft der Stadt im Tourismus sah, besann man sich dieser historischen
Bauwerke und begann mit der Restaurierung.
Wir starten kurz nach Elf - kommen aber nicht weit. Denn nach einer kurzen Fahrt steht dieses geöffnete Tor,
das mir schon gestern während der Vorbeifahrt aufgefallen ist. Wir stellen das Moped ab und gehen rein.
Es ist der Chùa Thiên Hương, also ein buddhistischer Tempel. Das ist alles, was rauszukriegen ist.
Denn auch in der Anlage gibt es keinerlei Informationen.
Klein, unauffällig und definitiv in keinem Reiseführer beschrieben. Ein paar Steinlaternen, verwitterte Figuren, Räuchergefäße. Der Bau selbst wirkt schlicht.
Kein Prunk, keine Besucher, keine Souvenirshops. Vielleicht ist das einer jener Orte, die einfach nur für die Menschen aus der Umgebung da sind.
Ein Ort des Rückzugs. Fernab jeder touristischen Aufmerksamkeit.
Niemand ist hier.
Außer... Trilliarden von Zikaden, die so laut sind, dass mein Tinnitus verblasst. Es ist ein Pfeifen in einem so hohen Ton...
eigentlich kaum auszuhalten. Wir machen ein paar Aufnahmen und machen uns auf den weiteren Weg.




Auch der nächste buddhistische Tempel ist eher ein Geheimtipp.
Eine Viertelstunde sind wir bis dahin unterwegs. Die Einfahrt zur Zufahrt verpassen wir erst einmal. Es fehlen einfach mal ein Paar Hinweisschilder.
Beim zweiten Versuch kriegen wir es hin. Obwohl der Weg vielleicht auch der Falsche ist. Oder ist das ein Privatweg?
Es geht über eine lehmige, unbefestigte Piste im Wald.
Es stellt sich heraus, dass dies genau die richtige Zufahrt war. Hier erst befindet sich die Beschilderung 🙄
Chùa Từ Hiếu
Die Chùa Từ Hiếu (Chùa steht für Pagode), gehört zu den bedeutendsten buddhistischen Pagoden der Nguyễn‑Dynastie.
Es ist dazu ein besonderer Ort mit tiefgreifender Symbolik.
Traditionelle monastische Regeln
im Buddhismus
weltliche Bindungen und familiäre Verpflichtungen aufgeben.
nicht im Haushalt ihrer Eltern oder Verwandten leben,
sich vollständig dem spirituellen Leben in der Sangha widmen.
Gegründet wurde diese Pagode 1843 von dem Mönch Nhat Dinh, der trotz monastischer Regeln seine sterbende Mutter pflegte. Obwohl er gegen die Regeln verstieß, verdiente er sich dadurch den Respekt des Kaisers Tự Đức (dem 4. Kaiser), der der Pagode den Namen Từ Hiếugab. Was „Dankbarkeit und Respekt“ bedeutet.
Wir rollern erst durch den Kiefernwald bis zu einem Stellplatz, wo Mopeds abgestellt sind. Einerseits genieße ich es, dennoch finde
ich es immer etwas seltsam, dass man praktisch fast überall mit Moped reinfahren darf. Einen Eintritt müssen wir nicht zahlen.
Ab hier erkunden wir das Gelände: Ganz nach Belieben und ohne Plan.






Am tiefsten Punkt befindet sich ein halbmondförmiger (Lotus) Teich, der zum Verweilen einlädt. Alles ist sehr gepflegt. Und tatsächlich sehen wir
zwei andere Besucher, die einfach nur an der Brüstung des Teiches sitzen und lesen.
Von Lotussen ist hier noch nichts zu sehen. Es ist Anfang April. Die Lotusse sind in dieser Gegend erst frühestens Ende des Monats zu erwarten

Das Grab Kaisers Tự Đức, der die Großzügigkeit hatte den Bruch der "monastische Regeln" zu verzeihen, den steuern wir als nächstes an.
Bis dorthin ist es nicht weit. Mit unserem Scooter erreichen wir zehn Minuten später unser Ziel.
Hier ist echt was los. Kleinbusse der Hotels besetzen fast alle Parkplätze. Wobei ich mit "Parkplätze"nicht unbedingt nur die asphaltierten Plätze meine.
Man kann hier - und das ist meine Einschätzung - recht regellos überall parken. Natürlich auch zwischen Bäumen. Und mit einem kleinen Moped finden wir
immer ein Plätzchen. Aber kaum abgestiegen erscheint immer einer, der eine Gebühr verlangt. Ob das Ganze rechtens ist, weiss man nicht.
Aber die Summe ist für uns westliche Besucher so gering, dass es sich nicht lohnt darüber zu diskutieren.
Lăng Tự Đức
Das Lăng Tự Đức (Lăng steht für Mausoleum) des Kaisers Tự Đức (vierter Herrscher der Nguyễn-Dynastie) gehört zu den größten und kunstvollsten Mausoleen in Huế. Er regierte von 1848 bis 1883 und hatte damit die längste Amtszeit aller Nguyễn-Monarchen.
Obwohl Kaiser Tự Đức zu Lebzeiten selbst den Bau des prächtigen Grabkomplexes veranlasste, ist seine tatsächliche Grabstätte bis heute unbekannt.
Er wurde heimlich an einem anderen Ort in der Umgebung beigesetzt.
Denn Tự Đức hatte über hundert Ehefrauen und zahlreiche Konkubinen. Den weitläufigen Komplex nutzte er lange vor seinem Tod als Rückzugsort,
besonders nach einem misslungenen Putschversuch, der sich aufgrund der strengen Steuerpolitik zur Finanzierung des Mausoleums formierte.
Ab 1866 lebte er mit einigen seiner Gefährtinnen auf dem Gelände.
Historischen Quellen zufolge wurden etwa 200 Arbeiter, die am geheimen Begräbnis beteiligt waren, nach der Beisetzung hingerichtet, um die Lage seines tatsächlichen Grabes für immer zu verschleiern. Heute befindet sich innerhalb des Komplexes lediglich das Grab seines Adoptivsohns.






Noch zwei weitere Grabstätten haben wir auf unserem Plan.
Langweilig? Nö.
Nun haben wir ja gelernt, dass diese Grabstätten eher weitläufige, wunderschön gestaltete Parkanlagen sind. Trotz der Tatsache, dass wir außer
in der ersten Grabstätte nicht allein unterwegs sind, haben wir niemals den Eindruck dass es touristisch überfüllt ist. Jedes mal wirkt es wirklich
wie ein Ort der totalen Ruhe. Ein wenig Sonne wäre natürlich super. Heute haben wir kein Glück. Die WetterApp zeigt keinen Regen an. Dafür für morgen
wolkenlosen Himmel. Morgen ist aber auch unser Abfahrtag. Allerdings werden wir Huế erst am frühen Abend verlassen.
Deshalb besuchen wir die folgenden zwei Grabstätten heute und morgen.
Die nächste Grabstätte liegt im Dorf An Bang. Bis dahin brauchen wir zwanzig Minuten mit dem Moped. Erst fahren wir noch gemächlich am Stadtrand Huế's, müssen dann eine Art Autobahn passieren bevor wir entlang des sogenannten Parfümflusses zur Grabstätte gelangen.
Blick Richtung Parfümfluss:

Lăng Minh Mạng
Schon allein wegen der Lage gefällt uns dieses Grabstätte von Kaiser Minh Mạng sehr gut. Unsere Reiseführer schwärmt zwar,
dass es zu den eindrucksvollsten Kaisergräbern der Nguyễn-Dynastie gezählt wird, aber welches ist das nicht? Alles was wir bisher gesehen haben,
war beeindruckend schön.
Minh Mạng war der zweite Kaiser der Dynastie und regierte von 1820 bis 1841. Er war bekannt für seine konservative konfuzianische Politik, seine
strikte Staatsordnung und den Ausbau des vietnamesischen Reiches nach Süden und Westen.
Seine größtenteils restaurierte Grabstätte liegt etwa 12 Kilometer südlich von Huế, im Dorf An Bang, eingebettet in eine atemberaubenden Waldumgebung. Das Besondere an dieser Grabstätte ist die strenge Symmetrie. Der gesamte Bau folgt einer klaren, axialen Linie, ein Ausdruck konfuzianischer Ordnung und Harmonie.


Minh Mạng erlebte die Fertigstellung seines Grabes nicht mehr.
Nach seinem Tod im Jahr 1841 wurde der Bau von seinem Sohn und Nachfolger Thiệu Trị innerhalb von nur drei Jahren abgeschlossen.
Anders als Tự Đức wurde Minh Mạng auch tatsächlich hier beigesetzt. Ein zeremonieller Weg führt entlang mehrerer Tempel, Altäre, Pavillons bis hin zum Grabhügel,
der sich erst am Ende der Achse befindet. Er soll den Weg vom Leben in die Ewigkeit symbolisieren.
Wir beginnen den Spaziergang am Haupteingang:







Das Kaisergrab:

Auf dem Rückweg widme ich mich noch den Türen, Toren und Torbögen.



Bei schönem Wetter sieht alles doch wieder anders aus.
Das Gras wirkt frischer. Das Gemäuer jedoch düster.



"Das Beste zuletzt " sagt man ja.
Na ja. Ganz so ist es nicht, Denn auch das eben besuchte Grab von Minh Mạng gefiel mir sehr gut.
Das Besondere am kommenden Grab ist die Hanglage. Aus der Ferne sieht es aus wie ein schlossartiges Haus mitten im Wald.
Die Größe ist überhaupt nicht erfassbar.
Lăng Khải Định
Khải Định war der zwölfte Herrscher der Nguyễn-Dynastie und regierte von 1916 bis zu seinem Tod im Jahr 1925. Er zählt zu den umstrittensten Kaisern Vietnams, da er eng mit der französischen Kolonialmacht verbunden war, was ihm wiederum den Ruf eines Marionettenkaisers einbrachte. Gleichzeitig ermöglichte diese Verbindung aber auch eine Öffnung gegenüber westlichen Einflüssen, besonders im Bereich von Kunst und Architektur.
Sein Grab, das Khai-Dinh-Mausoleum, zählt zu den außergewöhnlichsten und untypischsten Kaisergräbern in Huế.
Es wurde zwischen 1920 und 1931 errichtet und vereint vietnamesische Baukunst mit französischem Kolonialstil sowie Elementen aus Indien und China.
Die Gestaltung gilt deshalb als Höhepunkt des kunsthandwerklichen Stils, weil moderne Materialien, die damals noch unüblich waren, so zum Beispiel
Beton, Stahl, Glas und Porzellan, kombiniert wurden.
Wir besuchen das Mausoleum zweimal.
Am zweiten Tag war nicht nur das Wetter besser, sondern wir hatten auch Drohni dabei. Von der normalen Ebene aus lässt sich
das Gesamtkonzept des Grabmals nämlich kaum erfassen.
Man sagt, es seien über 127 steinerne Stufen, die man bis zum Eingang überwinden muss. Gezählt habe ich sie nicht. Doch man wird mit jedem Meter, den man höher steigt, immer wieder abgelenkt: Die Aussicht über die weite Umgebung ist beeindruckend.








Der Thronsaal im Khải Định- Mausoleum liegt am höchsten Punkt der Anlage und ist vollständig mit kunstvollen Glas- und Keramikmosaiken
verkleidet. Zu sehen sind unter anderem die „Neun Drachen im verborgenen Nebel“ sowie weitere kaiserliche Symbole.
Die Deckenmalerei zählt zu den größten und detailreichsten ihrer Art in Vietnam.
Auf einem Thron steht eine vergoldete Statue des Kaisers, unter der sich die Grabkammer befindet. Wände und Sockel sind mit Reliefs aus Glas
und Porzellan geschmückt, die Drachen und andere Symbole darstellen.
So prunkvoll der Saal auch ist, lässt sich seine Wirkung nur schwer auf einem Foto festhalten. Es ist überhaupt schwierig zu fotografieren. Ich muss einfach mal bei den anderen abgucken, wie und in welcher Ecke man stehen muss, um es einigermaßen auf ein Foto zu kriegen. Aber am Ende muss ich mich wiederholen: Kein Foto kann diesen Reichtum, dieses Filigrane wiedergeben!

Khải Định, so steht es auf einer Tafel, galt als jemand mit einem ausgeprägten Sinn für Schönheit und Luxus. Stark vom französischen Kolonialstil beeinflusst,
bevorzugte er elegante Kleidung, kunstvolle Möbel und aufwendig verzierte Gegenstände, die oft aus Europa importiert wurden.
In seinem ehemaligen Arbeitszimmer hängt ein Porträt von ihm.
Ich schaue es mir lange an und es fällt mir nicht schwer, sich vorzustellen, wie er sich selbst gern sah.


Genug Gräber gesehen...
Es geht ins Resort. Hier warten wieder Spa-Anwendungen auf uns.
Am Abreisetag heisst's für gewöhnlich Sachen packen und weiter ziehen. Ausgerechnet heute ist der Himmel fast wolkenlos. Ich meine, warm war es
auch an den anderen Tagen. Aber zum am Pool sitzen eher mittelprächtig gemütlich.
Unsere Villa müssen wir erst um 13 Uhr räumen. Danach dürfen wir alle Pools weiter nutzen. Die Koffer bleiben während dieser Zeit in einem Stauraum.
Der Pool muss dennoch warten. Es gibt noch zwei Fähnchen, die ich bei GoogleMaps gemarkert habe. Orte, die ich noch unbedingt sehen will.
Wir verlängern erst einmal beim Mopedverleih um einen Tag.
Trotz der schon niedrigen Rate bekommen wir einen kleinen Preisnachlass.
Ein letztes Mal geht's ins Städtchen. Zum bedeutendsten Markt von Huế. Direkt am sogenannten Parfümfluss.
Chợ Đông Ba
Der Chợ Đông Ba ist der größte und lebendigste Markt in Huế.
Seine Geschichte geht bis ins 19. Jahrhundert zurück.
Nach Zerstörungen während des Vietnamkriegs wurde er wieder aufgebaut und hat sich bis heute zu einem zentralen Anlaufpunkt für Einheimische und
Besucher entwickelt. In dem mehrstöckigen Hauptgebäude und den umliegenden Gassen findet man alles vom frischem Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch
über duftende Gewürze und getrocknete Meeresfrüchte bis zu Stoffen, traditioneller Kleidung wie dem Áo dài und allerlei Souvenirs.
Das zur Theorie.
Einen Platz für unser "Pferdchen" direkt vor dem Fronteingang zu finden, ist keine Herausforderung. Die Herausforderung ist sich zu merken, wo es steht (es ist eins von Hunderten Mopeds, die hier in einer Reihe stehen) und wieder zu erkennen.
Wir spazieren in den Gängen des Marktes. So richtig überzeugend ist das, was wir sehen, nicht.
Es gibt vieles zu kaufen. Das stimmt. Aber nix davon will ich haben.
Die meisten Besucher, es sind tatsächlich fast nur westliche Besucher, sind mit einem Guide da. Keine Ahnung wozu man den hier braucht, denn nichts hier
ist sonderbar. Oder wir haben schon zu viel gesehen. Jedenfalls war der Chợ Bến Tre wesentlich
authentischer. Außerdem muffelt es hier. Und ich weiss aus Erfahrung, dass selbst wenn da rohes Fleisch oder Fisch angeboten wird, muss es nicht zwingend
diesen eindringlichen Geruch geben.
Auf der anderen Seite des Marktes angelangt, stehen wir vor dem viel erwähnten "Parfümfluß".
Die frische Luft tut gut. Ja und nach Parfüm riechen tut hier nichts.
Unsere Theorie: Nach dem Gang durch den Markt riecht die frische Luft am Fluss 😂

Pediküre mitten am Straßenrand? In Vietnam nichts Verwerfliches 😉

Eigentlich war der Plan nach dem Marktbesuch ins Resort zu fahren. Aber irgendwie lockt die Stadt mehr als ein Pool. Wir drehen noch ne Runde um die Zitadelle. Wir fahren bis zum Norden. In den kleinen Gassen herrscht authentisches Leben. Richtig schön. An einem kleinen Café, eins das auf alt gemacht ist, bleiben wir stehen. Das Interieur erinnert an das alte Huế. Wir nehmen Platz in der oberen Etage und genießen den Ausblick auf die Zitadelle. Ein herrlicher Platz. Doch das Menü ist angepasst an die neue Welt. Nichts was uns munden würde. Schade.


Gegenüber steht ein historisches Gebäude. Wir durchschreiten ein Tor. Das zur Zitadelle. Hier will man unsere Eintrittskarte sehen. Aber wir deuten an, dass wir nur in dieses Haus möchten. Es ist ein frei zugängliches Kulturhaus. Es ist der Pavillon of Four Directions.
Pavillon of Four Directions
Lầu Tứ Phương Vô Sự ist der eigentliche Name und lässt sich mit Pavillon der Vier Himmelsrichtungen ohne Sorgen übersetzen. Unter Kaiser Khải Định in den 1920er-Jahren errichtet, diente der Pavillion ursprünglich als Rückzugsort für Angehörige der königlichen Familie. Ein Ort, an dem man in alle vier Himmelsrichtungen blicken und gleichzeitig Abstand vom politischen und zeremoniellen Alltag nehmen konnte.
Die Sonne ruht sich gerade aus und das Licht lässt das alte Gemäuer schön mystisch aussehen.


Der Name drückt genau diese Funktion aus: Ein Ort des Friedens, an dem „nichts zu tun“ ist, außer die Aussicht und die Ruhe zu genießen.
Und wir machen es genau so. Im Obergeschoss sitzt schon jemand auf den Bodenkissen und arbeitet am Computer. Ansonsten ist hier niemand.
Unser Plätzchen in der Ecke ist wunderbar zum Runterkommen. Die Speisen sind lecker und für diesen außergewöhnlichen Ort sehr preiswert.


In den offenen, frei zugänglichen Regalen stehen allerlei verschiedene Objekte. Vasen und Schalen sowie Tassen, Teller und Kännchen. Besonders das helle Kännchen hat es mir angetan, und ich kann nicht anders, als nach dem Preis zu fragen. Die Antwort überrascht mich: Es seien Originale aus jener Zeit, heißt es. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Denn kein Glas einer Vitrine schützt sie vor dem Anfassen oder gar Mitnehmen.

Nach dem schönen und sehr speziellen Aufenthalt im Pavillon-Café fahren wir weiter. Wir umrunden die Zitadelle und entdecken noch das West-Tor,
Tây Khuyết Đài der Zitadelle. Hätten wir das nicht gesehen - hätten wir echt etwas verpasst!
Dieses hier diente vor allem als Zugang für Personen und Prozessionen, die aus dieser Richtung in die Zitadelle kamen. Anders als das imposantere
Südtor (Ngọ Môn), das ausschließlich für kaiserliche Zeremonien reserviert war, hatte das Westtor eine eher praktische Funktion, wurde es dennoch
im repräsentativen Baustil der Nguyễn-Dynastie gebaut. In der vietnamesischen Symbolik steht die Himmelsrichtung Westen für den Sonnenuntergang.
Auch als Übergang in das Reich der Ahnen.

Imposante Tore gibt es überall in Huế. Und ich fotografiere sie praktisch alle!
Natürlich frage ich mich, wann und ob ich sie jemals wieder anschauen werde. Aber sie sind einfach so schön.
Manchmal ist es nur ein einfaches Tor, das zu einem Grundstück führt.
Manchmal aber verbirgt sich dahinter ein Garten. Ein sehenswerter Garten. So auch vor dem Nhà vườn An Hiên.

An Hien Garden House
Ziemlich unscheinbar ist das Tor zum An Hien Garden House.
Man muss es schon wissen, dass sich ausgerechnet hinter diesem Tor ein so schöner Garten verbirgt.

Das Garden House ist ein traditionelles Gartenhaus am Parfümfluss, das Anfang des 20. Jahrhunderts als Wohnsitz für Angehörige der kaiserlichen Familie
erbaut wurde. Anfangs sind wir unsicher, ob wir einfach hineingehen können. Gerade wird eine Gruppe vietnamesischer Besucher „abgeladen“. Jemand meint,
wir seien eingeladen und sollten mitkommen. Es ist uns aber etwas unangenehm, aber wir folgen der Gruppe und spazieren durch den wunderschönen Garten voller
Obstbäume. Kleine Teiche liegen zwischen schattigen Wegen und wieder einmal finden wir einen Ort voller Charme vergangener Zeiten.
In einem offenen Gartenhaus – wir würden es Wintergarten nennen – ist der Tisch gedeckt.
Einfach zauberhaft. Ein seltener Einblick, wie stilvoll und naturverbunden man hier einst gespeist und gelebt hat.







Am Ende der Nguyễn Phúc Nguyên, der nördlich vom Fluss gelegenen Hauptstrasse befindet sich das letzte Ziel.
Der Tháp Phước Duyên. Es ist ein historischer Turm der im 19. Jahrhundert erbaut wurde. Ursprünglich für religiöse Zwecke genutzt
- heute ist es ein weiteres Bauwerk als Zeugnis der Geschichte und Kultur.

Hier beenden wir unsere Erkundung von Huế und kehren zurück Richtung Resort.
Unterwegs – wie sollte es auch anders sein – entstehen noch ein paar Freestyle-Aufnahmen vom fahrenden Moped 😎.
Es folgen die aller-, aller-, allerletzten Impressionen von unterwegs.
Zuerst jedoch geht es auf die andere Seite des Sông Hương – wobei Sông „Fluss“ und Hương „Duft“ oder „Parfüm“ bedeutet.
Wir passieren die Cầu Nguyễn Hoàng. Schon die modernen Elemente verraten, dass dies eine relativ neue Brücke ist, benannt nach dem ersten Fürsten
der Nguyễn-Dynastie. Aus der Ferne wirkt sie fast unbefahren.
„Ob die überhaupt offen ist?“, fragt mich Rainer.
Doch als dann ein anderes Moped ganz selbstverständlich einbiegt, ist das auch unser Zeichen zum Weiterfahren.
Man beachte den Fußgängerweg. Der ist nicht nass. Die Platten sind so poliert 😳


Es ist kurz vor drei.
Kurzentschlossen beschließen wir, wegen des genialen Wetters noch einmal zu unseren favorisierten Kaisergräbern zu fahren,
um dort Aufnahmen mit Drohni zu machen.
Zuerst geht es zum Lăng Minh Mạng und gleich anschließend zum Lăng Khải Định.
Unser Ticket galt zwar nur bis gestern, also bleiben wir vor dem Eingangstor stehen.
Auf der Rückfahrt entdecke ich eine einsame Bank. So, wie sie am Abhang steht, lädt sie zum Verweilen ein.
Hier bleiben wir eine Weile sitzen und genießen die Zeit.
Es ist ein guter Ort, um alles Erlebte der letzten drei Tage – die sich mindestens wie eine Woche anfühlen – Revue passieren zu lassen.

Nun geht es definitiv zurück.
Es bleibt auch noch genug Zeit, um etwas am Pool zu sitzen und einen schönen Drink zu haben.
Bevor wir aber unser Moped abgeben, ist Tanken angesagt.
Ein letztes Selfie muss dann auch noch sein 😉


Ja Huế war ein voller Erfolg.
Hier habe ich all das gesehen, was ich so mit dem alten Vietnam verbinde.
Eine Menge Geschichte.
Ein Menge alter gut erhaltener beziehungsweise gut restaurierter Gebäude.




Bevor wir das Pilgrimage Village Resort verlassen, essen wir noch im Eco-Restaurant zu Abend. Ein einfaches Restaurant mit sehr nettem Personal.
Unsere Bedienung flüstert uns zu, dass sie in ein paar Monaten nach Deutschland reisen wird. Sie war noch nie dort, lernt aber fleißig Deutsch.
So versucht sie sich in einfachen Sätzen, und wir antworten natürlich in Vietnamesisch – mit den drei Wörtern, die wir schon beherrschen.
Ein schöner Abschluss, bevor wir uns ins nächste Abenteuer stürzen.

Viel zu spät - also das ist meine Meinung - ordert Rainer den Grab, der uns zum Bahnhof bringen soll.
Der erste Fahrer sagt kurzerhand wieder ab. Der zweite findet das Resort nicht. Dann meldet sich wieder der Erste und signalisiert,
dass er den Auftrag dann doch annimmt. Was für ein Durcheinander!
So geht es weiter
Es bleibt aufregend. Diesmal geht es nämlich nicht mit dem Taxi sondern mit dem Zug nach Nordvietnam, nach Ninh Bình.
Es ist die erste Wiederholung auf dieser Reise, denn hier waren wir schon im Juni 2024 zum ersten Mal.
Und hier war es, dass wir uns so richtig in Vietnam verliebt haben.