Nordvietnam in Brief

Mit dem Erreichen der Region Ninh Bình beginnt das letzte Drittel unserer Reise: Die Erkundung Nordvietnams.

Vietnam wird in drei Hauptregionen unterteilt: Nordvietnam, Zentralvietnam und Südvietnam.
Der Süden wird geprägt von der Millionenstadt Ho-Chi-Minh-Stadt (Sài Gòn) und dem fruchtbaren Mekong-Delta.
Zentralvietnam ist bekannt für historische Kaiserstädte wie Huế, die Küstenmetropole Đà Nẵng und lange Sandstrände.
Im Norden hingegen liegen die heutige Hauptstadt Hà Nội, das Gebirge mit den höchsten Gipfeln des Landes sowie die berühmte Vịnh Hạ Long.

Nordvietnam gilt als das historische und politische Herz des Landes.
Im Delta des Roten Flusses entstand vor über tausend Jahren das erste vietnamesische Königreich Đại Việt, mit Hoa Lư und später Hà Nội als Hauptstädten. Die Region stand lange unter fremder Herrschaft, bis Vietnam im 10. Jahrhundert seine Unabhängigkeit erlangte.

Politisch rückte der Norden erst im 20. Jahrhundert in den Mittelpunkt.
Während des Vietnamkriegs war Hà Nội Hauptstadt Nordvietnams und Sitz der kommunistischen Regierung, die vom Süden (Sài Gòn) und dessen westlichen Verbündeten bekämpft wurde. Nach der Wiedervereinigung 1976 wurde Hà Nội Hauptstadt des gesamten Landes. Der Norden gilt bis heute als ideologisches Zentrum Vietnams, mit einer konservativeren Grundhaltung als der liberalere Süden.
Gerade Letzteres haben wir – und werden wir – auch in persönlichen Gesprächen bestätigt bekommen.

Aus meiner subjektiven Erfahrung bietet der Norden touristisch nicht nur eine große geografische Vielfalt. Hier leben zahlreiche ethnische Minderheiten. Es gibt alte Kaiserstädte und beeindruckende Tempelanlagen. Die Küche Nordvietnams ist oft milder, zugleich aber subtiler und feiner gewürzt als im Süden.

Kurz gesagt: Nordvietnam zu bereisen heißt, atemberaubende Landschaften sowie den Ursprung der vietnamesischen Kultur und Geschichte zu erleben. Selbst als Tourist spürt man den deutlichen Kontrast zum lebhafteren, moderneren Süden.
Die Menschen jedoch begegnen uns im gesamten Land stets freundlich und offen.

Im Hang Múa Eco Garden werden wir super herzlich empfangen.
Nach ein paar fragenden Blicken von Luc und Ngoan, den Eigentümern des Homestays, stellen wir klar: Ja, wir sind‘s. Wir waren schon letzten Juni hier. Die beiden sind sehr gerührt über das Vertrauen und bedanken sich überschwänglich, dass wir wieder gekommen sind.

Es ist noch früher Morgen und die Eincheckzeit noch lange nicht erreicht.
Wir werden gebeten, in einem dieser überdachten Pavillons zu warten, bis ein Zimmer frei ist.
Ngoan serviert indes Kaffee und einen Teller voller herrlich süßer Mangos.
Für uns fühlt sich alles sehr heimelig an.
Wir freuen uns auch, dass ihr Business so gut läuft und alle vier Bungalows stets gut gebucht sind. Denn sie haben erst im letzten Jahr ihr Homestay hier am Rand des viel bekannteren Ortes Tam Cốc eröffnet.

Dieses Mal bekommen wir das letzte Bungalow in der Reihe.
Die Einrichtung kennen wir schon, denn sie ist identisch mit der im letzten Jahr. Das Beste aber ist dieses super breite Bett, in dem wir gleich mal den fehlenden Schlaf der letzten Nacht nachholen.

Die Anlage ist nach wie vor ein Glücksgriff.
Schön üppig gestaltet. Direkt am Fuße eines Karststeines gelegen.
Und das Ganze für umgerechnet 30€ die Nacht. Mit Frühstück.
Da kann man einfach nicht meckern!

Hang Múa Eco Garden, Tam Coc,Vietnam2025,born4travel.de
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Bei der Frühstücksauswahl haben wir uns schon im letzten Jahr eingegroovt:
Rainer nimmt das Bánh mì mit Ei und ich Reis mit Gemüse und Chicken. Beides ist „house-made by Luc“.
So starten wir täglich in den Tag.

Hang Múa Eco Garden, Tam Coc,Vietnam2025,born4travel.de

Es ist April. Es ist warm.
Aber noch nicht warm genug, dass alles so blüht wie wir das im letzten Jahr erlebt haben. Auch die handtellergroßen Schmetterlinge sind noch nicht geschlüpft.

Hang Múa Eco Garden, Tam Coc,Vietnam2025,born4travel.de
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Und das ist das fantastisch breite Bett (aufgenommen am Abend).
Hier kann man traumhaft schlafen, inmitten der wunderschönen Umgebung.
Auch wenn das Wetter nicht so will, wie wir es wollen.
Der morgendliche Ausblick aus dem Fenster über dem Kopf ist (für uns) jeden Morgen etwas Besonderes.

Hang Múa Eco Garden, Tam Coc,Vietnam2025,born4travel.de
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Nachdem wir den fehlenden Schlaf nachgeholt haben, wollen wir los. Anders als im vorigen Jahr ist das Wetter "bescheiden". Es nieselt ganz leicht. Und zwar unentwegt. Wir warten ab, bis das aufhört. Aber es sieht nicht gut aus.
Wir stülpen uns ein paar alte Regenpelerinen über, die wir vor gefühlt hundert Jahren an den Niagara Falls erhalten haben und leihen uns bei Luc ein Moped aus. Es ist schon ein älteres Modell, und Rainer ist mit der Spurführung nicht ganz zufrieden. Bei dem ständigen Geeiere meldet sich auch mein unterer Rücken.
Wir bleiben jedoch gelassen, denn heute stehen keine langen Strecken auf dem Programm.
Unser Ziel ist ein kleines Dörfchen, das, so vermute ich, noch gar keinen richtigen Namen hat. Oder doch?
Als ich Luc danach frage, wirkt er etwas unsicher. Ja, es gehöre zu Tam Cốc. Doch Tam Cốc ist vor allem wegen seiner Bootstouren bekannt und immerhin ganze acht Kilometer vom Homestay entfernt.

Diese Ansammlung von Häusern in der Nähe des Homestays, zwischen denen sich ein paar kleine Läden niedergelassen haben, brauchte bis vor wenigen Jahren vielleicht keinen eigenen Namen. So meine Vermutung.
Der Tourismus kam hier erst so richtig in Fahrt, als 2014 die Region um Ninh Bình in die Liste der UNESCO-Welterbestätte aufgenommen wurde. Und damit entstanden hier am weiter entfernten Rand von Tam Cốc auch neue Unterkünfte.

Schließlich nennt Luc doch einen Namen: Khê Hạ. Ja, so heißt der Ort.
Es passt irgendwie zu meinen Erfahrungen in Vietnam:
Man heißt die Welt willkommen, möchte es den Gästen aber leicht machen. Selbst, wenn das bedeutet, für den westlichen Besucher einen einfacheren Namen zu erfinden. Warum das so ist, werde ich wohl nie verstehen...

Getreu dem Motto „Never change a running system“ düsen wir entlang des verregneten Kanals zu Tom Bôb, einem Restaurant, in das wir gleich mit dem Moped hineinfahren können. Hier hatten wir im letzten Jahr das beste Essen, und daran hat sich nichts geändert. Während Rainer sich durch verschiedene Springrolls und Shrimpsgerichte schlemmt, genieße ich meine Phở Gà, die mit umgerechnet 1,50 € definitiv die beste und preiswerteste auf der gesamten Reise ist.

Khê Hạ,Tom Bob,Vietnam2025,born4travel.de
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Unterwegs in Tam Côc

Der nächste Tag beginnt wieder mit Regen. Das ist schon ziemlich ärgerlich. Eigentlich, so heißt es, sind April und Mai die trockene Jahreszeit. Kurze Regenschauer hatten wir auch schon im Juni, während der Regenzeit. Aber das war immer nur ein kurzes Intermezzo, nach dem es schnell wieder freundlich wurde. Das hier ist kein Intermezzo. Das hat sich echt eingepieselt. Nun gut.
Wir machen das Beste daraus und nutzen die Zeit für „Paperwork“, wie wir unsere Büroarbeiten nennen. Die müssen bei einer längeren Abwesenheit schließlich auch erledigt werden.
Außerdem kümmere ich mich um weitere Transfers zwischen den Orten, die nun nicht mehr so einfach zu organisieren sind, da wir Routen einschlagen, die eher nicht 08/15 sind. Die üblichen Plattformen können keine Angebote machen, da diese Ziele angeblich schwer zu erreichen seien.
Am Ende bleiben mir nur meine WhatsApp-„Freunde“ vom letzten Jahr.
Das ist nämlich das Schöne hier in Vietnam: Man tauscht WhatsApp-Kontakte wie früher Visitenkarten. So kontaktiere ich unter anderem Tiana aus dem Meritel Hotel in Hanoi und noch einen anderen Host. Beide sind sofort erreichbar und machen mir preislich sehr gute Angebote.
Zudem muss noch ein zusätzliches Hotel in Shanghai gebucht werden, da die Swiss den Flug storniert hat, mit dem wir eigentlich Anfang Mai zurückfliegen wollten. Nun werden wir einen Tag länger in Shanghai bleiben.
Ja, und der Zug von Beijing nach Shanghai will auch gebucht werden. Das Besondere dabei: Man kauft das Ticket, erfährt aber erst 15 Tage vorher, ob man es tatsächlich bekommt. Eine seltsame Vorgehensweise. Aber Evelyn von China Railways versichert mir, dass das so üblich sei. Also glaube ich ihr das einfach.
So zwingt uns der Regen immerhin dazu, all die Dinge abzuarbeiten, die wir ewig auf die lange Bank geschoben haben 😉.

Nun fahren wir zum Minh Quan Restaurant.
Auch das haben wir im letzten Jahr durch Zufall entdeckt und als genial empfunden. Es liegt inmitten einer malerischen Gegend. Vorher müssen wir aber erst durch das wuselige Tam Cốc fahren. Die Straßen sind knüppeldick voll. Ob es daran liegt, dass heute Sonntag ist oder weil April die High Season ist, wissen wir nicht. Es macht absolut keinen Spaß, und so sind wir froh, als wir aus der Stadt raus sind und ins Ländliche eintauchen.

Tam Cốc,Vietnam2025,born4travel.de
Tam Cốc,Vietnam2025,born4travel.de
Tam Cốc,Vietnam2025,born4travel.de

Auch das Restaurant ist ziemlich gut besucht. Gut für den Besitzer, nicht für uns. Von einsamer Ruhe keine Spur. Unsere Vitaminbomben aus Passionsfrucht und Mango werden immer noch angeboten. Das, was es für uns ausgemacht hat, nämlich mitten zwischen Lotus-Teichen zu sitzen und Libellen zu beobachten, finden wir heute leider hier nicht. Für Lotusblüten ist der April einfach zu früh. Die Saison hat noch nicht begonnen.
Wir trinken unsere Gläser leer und fahren wieder zurück.

Minh Quan Restaurant,Tam Cốc,Vietnam2025,born4travel.de
Tam Cốc,Vietnam2025,born4travel.de
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Unterwegs wird der Nieselregen stärker.
Ach, wie schade! Bis zum Nachmittag faulenzen, lesen und schlafen wir etwas.

Am Nachmittag empfiehlt uns Luc, zum Tempelfest des Königs Đinh Tiên Hoàng zu fahren. Das findet in Hoa Lư, der alten Hauptstadt, statt. Passt!
Dieser Ort stand ohnehin auf meiner To-do-Liste für dieses Jahr.

Von Khê Hạ sind es knapp neun Kilometer bis zur Tempelanlage.
Die Strecke dorthin kennen wir. Der meiste Teil ist eine mehrspurige, gut asphaltierte Straße namens Tràng An, die am gleichnamigen Tempelkomplex vorbeiführt und sich schon durch ihre Breite sehr gut fahren lässt. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, denn die Übergänge am Anfang und am Ende einer Brücke sind mit gefährlich schmalen Rinnen versehen, die es manchmal in sich haben. Eine ist so fies, dass wir beide mächtig zusammenzucken.

Tràng An,Hoa Lư,Vietnam2025,born4travel.de

Etwa zwanzig Minuten später stehen wir am Ziel.
Noch sind wir unsicher, was wir mit dem Moped machen sollen.
Wo überhaupt ist hier ein Parkplatz?
Und kann man in einen Tempelkomplex auch mit dem Moped reinfahren?
An dieser Stelle kann ich schon mal vorgreifen: Ja, man darf auch mit dem Moped reinfahren, denn hinter diesem Haupttor befinden sich ganz normale, weiterführende Straßen.
Ok, wir finden ein Plätzchen für unser Moped und gehen zu Fuß.

So ein Smartphone hat viele nette Funktionen. Eine davon ist, dass man mittels Foto-App auch gleich übersetzen kann. So erfahren wir, dass auf der Banderole „Willkommen zum Hoa Lư Festival 2025“ steht.

Tempel des Königs Đinh Tiên Hoàng,Hoa Lư,Vietnam2025,born4travel.de

Jetzt ist auch klar, warum hier so viele Menschen unterwegs sind.
"Bei diesem Wetter scheucht man keinen Hund hinaus", heißt es bei uns.
Nicht so hier. Hier ist Rummel und Party auf einem Platz.
So richtig begeistern kann uns das nicht.
Wir spazieren an den Ständen vorbei, essen eine leckere Grillwurst, und gerade als wir umdrehen wollen, lockt uns ein weiteres schönes Tor an. Dahinter scheint sich ein Garten zu befinden.
Na den gucken wir uns noch an!

Tempel des Königs Đinh Tiên Hoàng

Der Tempel des Königs Đinh Tiên Hoàng (errichtet im 17. Jahrhundert) befindet sich im Reliktkomplex der alten Hauptstadt Hoa Lư in der Gemeinde Truong Yen und wurde König Đinh Tiên Hoàng (924–979) gewidmet. Hier wird nicht nur König Đinh Tiên Hoàng gedacht, sondern auch seinen Eltern, seinen Söhnen und allen Generälen der Đinh-Dynastie.
Er war der Gründer der Đinh-Dynastie und der erste Herrscher, der das Land nach Jahrhunderten chinesischer Fremdherrschaft wieder einte.

Das nur zur Info.

Temple of Emperor Đinh Tiên Hoàng,Hoa Lư,Vietnam2025,born4travel.de

Die Tempelanlage des Königs Đinh Tiên Hoàng ist klassisch vietnamesisch aufgebaut.
Wir spazieren auf gepflasterten Wegen, vorbei an angelegten Seen und Tempelnebengebäuden. Die geschwungenen Dächer mit Drachenornamenten, hölzernen Säulen und kunstvollen Schnitzereien prägen die gesamte Anlage.
"Das Wetter könnte besser sein", schreibe ich an solchen Stellen oft. Aber ich finde, das Mystische hat auf seine Weise auch seinen Reiz.
Jeder Knipser findet hier ein fotogenes Motiv.

Temple of Emperor Đinh Tiên Hoàng,Hoa Lư,Vietnam2025,born4travel.de
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Aus der Ferne hören wir bereits Gesang. Ehrlich gesagt keiner, der unseren Ohren schmeichelt. Für mich klingt es eher wie ein heiseres Gekrächze. Als wir uns der lauten Quelle nähern, sehen wir, dass hier eine Zeremonie stattfindet. Jetzt dämmert es mir: Es ist die Feier zum Tempelfest. Frauen tanzen rhythmisch in traditionellen Kleidern, während nur eine einzige Person „singt“. Auf einem Altar stehen Opfergaben, und neben dem Gewohnten – also Obst – entdecke ich zu meiner Überraschung einen ganzen Turm aus "Hanoi Beer". Andere Religionen, andere Sitten 😉.
Wie auch immer. Die Atmosphäre ist feierlich, und wir haben das Glück, mitten drin zu sein.

Temple of Emperor Đinh Tiên Hoàng,Hoa Lư,Vietnam2025,born4travel.de
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Kurz bevor es ganz dunkel wird fahren wir zurück.
Einen echten Schleichweg, den wir so noch nicht kannten. Die Karststeine sind leicht vernebelt.
Als wir über eine Brücke fahren, mache ich eine letzte Aufnahme und wieder eine, die ich bisher eher im tiefsten China erwartet hätte.

Temple of Emperor Đinh Tiên Hoàng,Hoa Lư,Vietnam2025,born4travel.de
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Damit ist auch klar: Den Lying Dragon Mountain werden wir auch dieses Jahr nicht besteigen. Schade. Zumal es so nebelig ist, dass wir nicht einmal die nahegelegenen Karstberge sehen. Was man sieht ist ein ausgedehntes Reisfeld und Nebel.

Khê Hạ,Vietnam2025,born4travel.de

Dafür regnet es eben nicht. Und es sind etwa 28 Grad. Dabei fühlt sich die Luft so herrlich mild auf der Haut an. So einen Wetterzustand gibt es bei uns zu Hause nicht.

Zum Frühstück bitten wir Luc um ein anderes Moped. Er vermietet zwar nur dieses etwas ältere Model aber sein Schwager oder so hat noch ein anderes, neueres Model. Das bietet Rainer mehr Beinfreiheit unter dem Lenker. Dafür ist der Sitz schmaler. Aber wir sind dennoch mit dem Tausch zufrieden.

Was ich aus Erfahrung nicht vergessen habe, ist, darauf zu drängen, den Tank maximal aufzufüllen. Deshalb geht's erst einmal ins Dörfchen Khê Hạ.

Khê Hạ,TVietnam2025,born4travel.de
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Wie gewohnt, gibt es Benzin wieder im Gemüseladen um die Ecke.

Khê Hạ,TVietnam2025,born4travel.de
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Das Ziel ist etwas weiter entfernt. Nämlich über eine halbe Stunde bis zum Van Long Wetland Nature Reserve.
Im Grunde genommen müssten wir die gleiche Strecke fahren wie gestern. Das wäre zu einfach. Da ich das Navi bin, habe ich mir eine neue Strecke ausgesucht. Eine, die mitten durch die Dörfer führt. Und so tangieren wir praktisch das Kaisergrab in Hoa Lư.

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Hoa Lư,Vietnam2025,born4travel.de
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Natürlich machen wir so einigen Stopps, um verschiedenste Dinge zu beobachten. Seien es stillgelegte Tanker, für die die momentane Wasserhöhe zu niedrig ist und sie von Wasserpflanzen umringt sind, so dass es aussieht als wenn sie auf Land stehen...

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Wir beobachten eine Bäuerin, wie sie auf dem Reisfeld arbeitet...
Wir fahren durch kleinste Dörfer, wo wohl selten Fremde vorbeikommen. Nicht nur Kinder sondern auch Erwachsene winken und rufen Hallo!
Das geht schon unter die Haut.

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...bis wir den Damm zu den Van Long Wetland Nature Reserve erreichen.

Van Long Wetland Nature Reserve,Vietnam2025,born4travel.de
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Van Long Wetland Nature Reserve

Das Vân Long Wetland Nature Reserve liegt etwa 23 Kilometer nördlich vom Homestay entfernt. Noch - die Betonung liegt auf noch - ist es deutlich weniger touristisch als zum Beispiel Orte wie Tràng An oder die Bích Động Pagode.
Es ist Vietnams größtes Binnen-Feuchtgebiet, eine Mischung aus Sumpf, Kanälen und seichten Seen, umgeben von beeindruckenden Karstfelsen. Wir erleben die Landschaft mit ihren Nebelschwaden sehr mystisch.

Am Ziel angekommen, entscheiden wir uns ohne langes Überlegen gegen eine Bootsfahrt. Die Sicht ist einfach nicht schön. Und Bootsfahrten durch die Höhlen der Karststeine haben wir auch schon gemacht.
Stattdessen suchen wir nach anderen Wegen, um den Wetlands und den hohen Karststeinen ganz nah zu kommen.
Es gibt genau einen schmalen Steg, der dorthin führt.
Zuerst sind wir unsicher, ob wir ihn betreten dürfen. Doch als wir ein kleines Grüppchen entdecken, das bereits dort unterwegs ist, hält uns nichts mehr zurück.

Van Long Wetland Nature Reserve,Vietnam2025,born4travel.de
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Das Gebiet ist ein wichtiger Lebensraum für seltene Tiere, vor allem für den stark bedrohten Delacour-Languren (eine Affenart, die es nur in Nordvietnam gibt). Außerdem leben hier viele Wasservögel, besonders im Winterhalbjahr.
Allerdings haben wir nicht das Glück eins dieser Tiere zu sehen.

Wir fahren so weit wie es geht und erreichen einen ganz besonderen Ort.
Hier, am Rand des Feuchtgebiets befindet sich die Chùa Thanh Sơn und das Đền Mão Sơn. Das kriege ich aber nur über GoogleMaps raus. Wir stehen vor ein paar Überresten längst vergangener Zeiten. Ein paar Einheimische machen hier gerade eine Fotosession. Aber recht bald haben wir den Platz für uns allein.

Van Long Wetland Nature Reserve,Vietnam2025,born4travel.de
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Die großen, leuchtend rot-orangen Blüten liegen zu Hunderten unter den kargen, blätterlosen Bäumen. Ständig fällt eine weitere herab. Es sind die Blüten des Kapokbaums, der meist von Ende Februar bis April blüht. In Vietnam pflanzt man ihn gerne in der Nähe von Pagoden, Tempeln oder auf Dorfplätzen.
Jemand hat sich hier viel Mühe gemacht und aus den Blüten ein Herz gelegt. Nein. Wir waren es nicht.

Van Long Wetland Nature Reserve,Vietnam2025,born4travel.de
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Bevor wir das Gelände eigentlich verlassen wollen, lockt uns ein weiterer Trampelpfad. Einer, der in die entgegengesetzte Richtung führt. Ein Stück müssen wir zu Fuß gehen. Bis zum Ende. Bis es nicht mehr weiter geht. Wow. Tief durchatmen ist erst einmal angesagt. Tief durchatmen beim Anblick dieser Szenerie.

Drohnis Aufnahmen toppen das Ganze noch ein wenig.

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Unterwegs mit der Drohne

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Ich kann mich von dieser Gegend kaum lösen.
Das hat so etwas von schwer zu beschreibender Natürlichkeit.
Oder eben wie als wäre hier die Zeit stehen geblieben.
Ein paar letzte Impressionen...

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Für den Weg nach Hause wählt Rainer die schnellere Verbindung, nämlich über die Schnellstraße.
Die bringt uns zwar zügig ans Ziel, aber ich mag sie überhaupt nicht.
Die vorbeifahrenden Busse und Laster sind laut.
Von der Abgasbelastung ganz zu schweigen. Sie ist so extrem, dass ich die Maske aufsetze.
Am Ende sind wir beide froh, als wir wieder in unserem Dörfchen ankommen.

Heute Abend wollen wir ein anderes Restaurant ausprobieren. Doch das war eine blöde Idee. Eine echte Enttäuschung!
So können wir die Gegend nicht verlassen. Auf dem Rückweg Richtung Homestay kommen wir nochmals am Tom Bôb vorbei. Eigentlich sind wir schon satt. Aber ein kleines Dessert geht dann doch noch.
Es wird ein leckeres Apple Crumble mit Eis und dazu ein gut gebrühter vietnamesischer Kaffee.

Das war also unser zweites Mal in Ninh Bình.
Mit so einem schlechten Wetter hatten wir nicht gerechnet, doch wir haben versucht, das Beste daraus zu machen. Die Wetlands und Hoa Lư waren ein weiteres Puzzlestück, das uns bisher gefehlt hat. Was bleibt, ist die Besteigung des „Lying Dragon Mountain“. Vielleicht ein Grund, doch noch einmal zurückzukehren?


So geht es weiter

Nach der wunderbaren Zeit im Hang Múa Eco Garden Homestay führt uns die Reise weiter in den Nordwesten Vietnams, nach Pù Luông. Im Netz wird dieser Ort gerne mit bekannten Regionen wie Sa Pa oder Hà Giang verglichen. Doch das ist Unsinn. Pù Luông ist noch immer ein Geheimtipp. Ein Ort, der gerade erst beginnt, sich einen Namen zu machen. Und ehrlich gesagt, ich hoffe, es bleibt so, wie es jetzt ist. Denn genau das Authentische, das Ruhige und fast Unverbrauchte inmitten dieser wunderschönen Landschaft macht Pù Luông so besonders.