Von Torres del Paine nach El Calafate

El Calafate liegt etwa 80 Kilometer nördlich von unserer Bleibe in Pueblo Serrano.
Leider nur Luftlinie. Wir müssen die vorgegeben Straßenführung nehmen und damit 376 Kilometer fahren.

Es ist ungemütlich grau und es nieselt am Morgen, als wir uns kurz vor Zehn auf den Weg machen.
Anfangs noch hängen bedrohlich schwarze Wolken über der Bergkette hinter dem Lago del Toro. Was allerdings auch ziemlich interessant aussieht.

Ein Abschiedsblick auf den Lago del Toro mit der Sierre del Toro im Hintergrund:

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Wir verlassen die Y-290 und nehmen die Y-200 gen Osten. Die beginnt gleich, nachdem wir den Lago del Torro tangiert haben. Es ist eine Strecke entlang weitläufiger Estancias. Zugegeben schön aber etwas langweilig.
Bis… ja bis ein paar Andenkondore über uns schweben. Die Art wie sie fliegen, ist ganz anders und sehr gut zu unterscheiden von anderen Großvögeln. Gediegen und elegant sieht das aus. Es ist eher ein Gleiten. Ein ruhiges Surfen auf den Luftwellen.
Leider ist mein Zoomobjektiv im Handgepäck vergraben. Ich versuche es gar nicht erst fix zu tauschen, sondern nehme, was geht und genieße den Flug mit den Augen.

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Je weiter wir gen Osten fahren, desto besser wird aber auch das Wetter.
Der Weg ist unbefestigt aber gut präpariert. Das ist wesentlich angenehmer zu fahren als die asphaltierten Abschnitte auf Teilen der Y-290, die auch mal mit furchtbaren Schlaglöchern in der Größe von Babybadewannen überraschen.

Das könnte auch in Neuseeland sein - nur sind diese Weiden größer:

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Nach zwei Stunden Fahrt erreichen wir die chilenische Control Fronterizo in Cerro Castillo.
Die Abfertigung ist nach zwanzig Minuten Geschichte. Wir vermuten ja, dass wir „antizyklisch“ unterwegs sind, wie Rainer es zu nennen pflegt.
Die wirkliche Grenze ist dann ein Witz. Die kann man nicht übersehen.
Da ist weder ein Schlagbaum oder noch eine Kette.
Nein. Die perfekt asphaltierte Straße endet abrupt und wir müssen nun auf einem Gartenweg weiter fahren.
Die Erde ist schlammig. Und unser schöner „Tuksson“ ändert wie ein Chamäleon seine Farbe in Schlammbeige 😐

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Wir hoffen ja, dass der Gartenweg bald zur Straße wird. Aber das tut er nicht.
Ein Ende ist nicht zu sehen.

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Das Haus am Grenzposten Argentina.
Drin ist es extrem voll und eng.
Wir fahren ja immer noch antizyklisch. Und so sind wir ein paar Minuten später mit den erforderlich Stemplis raus.
Gern würde ich hier die Toilette nutzen. Aber die ist im unterirdischen Zustand. Jedenfalls die Damentoilette.

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Das Elend mit dem schlechten Gartenweg nimmt ein Ende, als wir eine alte Bekannte, die Ruta 40 erreichen.

Tapi Aike. Schon mal gehört?
Wir auch nicht. Es ist eine T-Kreuzung. Ein Haus sonst weit und breit nichts.

Im „vorbeifliegen“ sehe ich aus dem Augenwinkel etwas helles im Gras liegen.
Rainer schwört, es wären Steine gewesen. Ich bestehe aber darauf, dass es Tiere sind, die mausetot wirken. Wir kehren um und sehen etwas Erschreckendes. Viele tote Guanacos. Ganz ohne erkennbare, äußere Verletzungen. Ein Schild deutet auf eine flach unter der Erdoberfläche liegenden Gasleitung. Haben die da geschnüffelt? Oder ist das Gras hier vergiftet? Aber es grasen hier auch Schafe und Kühe. Unklar.
Auf dem weiteren Weg sehen wir noch mehrere tote Guanacos. Und die sind allesamt nicht gestorben, weil sie am Zaun hängen geblieben sind.
Eine spätere Suche im Netz nach dem Grund ist nicht eindeutig zu finden.

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In Esperanza gibt es die erste Tanke seit der Grenze. Hier muss jeder tanken.
Im spitzen, maximal 30 Grad Winkel, geht es gefühlt wieder zurück gen Westen. Diese Verbindung ist momentan die einzige, die den Torres mit El Calafate verbindet.
Es passiert nichts aufregendes auf dem Weg. Das Aufregendste auf diesem Streckenabschnitt ist diese UFO-artige Wolke.

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El Calafate erreichen wir kurz vor 4pm. Hier scheint die Sonne. Also fast.
Jedenfalls sieht die Welt hier wesentlich freundlicher aus.
Offensichtlich haben wir den Regen im 80 Kilometer südlichen Torres del Paines erfolgreich abschütteln können.

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Unsere Übernachtung, die Aparts Calafate Suites, liegt etwas abseits der Hauptstraße und damit in ruhiger Umgebung.
Eine Rezeption gibt es nicht und es ist auch niemand da, der auf uns wartet. Glücklicherweise kommt just in time ein Ehepaar aus California - auch Gäste der Apartmentanlage - die nicht nur Netzanbindung haben, sondern auch den nötigen WhatsApp-Kontakt zu den Verwaltern.
Sie sind momentan lunchen, lassen aber mitteilen, dass der Schlüssel auf dem Fensterbrett außen läge.
Ja aber von welchem Apartment? Ach ja. Das hat man vergessen uns mitzuteilen...

Die Einzigen, die auf uns warten, sind diese Brillenibisse:

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Bei einer kleinen Ruhepause durchforste ich schnell mal das Internet, was genau wir hier sehen können und was wir schnellstens buchen sollten.
Eine Bootsfahrt zu „Todos Glaciares“, also allen Gletschern soll noch schnell gebucht werden. Was mich total verunsichert ist der Preis, der auf diversen Buchungsseiten stark schwankt. Und die schlagen die kühnsten Vorstellungen. Im negativen Sinne.
Sind das eigentlich verschiedene Touren? Und welche ist die Beste?
Wir entscheiden kurzerhand in die Filiale von Glaciaro Turismo zu fahren. Auf deren Website wird mit 340.000ARS (2024 etwa 315€) ohnehin das beste Angebot angezeigt. Dort werden wir sehr gut beraten und erfahren, dass egal wie die Tour im Netz heisst, es ist immer nur eine Firma ist, die diese Tour anbietet. Deshalb buchen wir die Frühtour für übermorgen. Da soll eh das beste Wetter sein.
Was wir bei Glaciaro Turismo auch erfahren, ist, dass wir zusätzlich zu dem Ticket für die Bootsfahrt auch noch einen Pass für den Nationalpark Los Glaciares benötigen. Der Preis dafür ist enorm. Die Entscheidung, welches Paket wir für den Pass kaufen, verschieben wir auf morgen.

Im La Anónima decken wir uns mit Lebensmitteln für's Frühstück ein und bleiben anschließend auf der sonnenverwöhnten Open Air Terrasse der Patagonia Brewing Co. hängen. Mit Jacken und gutem Bier sind knapp 10°C sehr gut auszuhalten 😉

Gefahrene Strecke: 376 km


El Calafate

El Calafate liegt am Südufer des Lago Argentino und ist gleichzeitig der südliche Zugang zum Parque Nacional Los Glaciares. Das Tor zur imposanten Gletscherwelt bei nur wenigen Höhenmetern.
Von Calafate gelangt man einfach per Bus oder Auto zum riesigen Gletscher Perito Moreno Gletscher. Den größten Gletscher Südamerikas, den Upsala Gletscher, kann man wiederum nur per Bootstour erreichen. Das Ganze ohne alpine Erfahrung beziehungsweise einer ebensolchen Wanderung. Wo sonst kann man so einfach kleine bis Hochhausgroße Eisbrocken aus nächster Nähe betrachten.

Calafate's Name bezieht sich auf einen Strauch, dessen Beeren unter anderem in Marmeladen angeboten werden.

El Calafate ist ein reines Touristendörfchen.
Mit dem Südamerika, das wir bisher erlebt haben, hat es wenig gemeinsam.
Hier hört man, woher die meisten kommen: Aus dem amerikanischen und deutschsprachigen Raum.

Der Ort selbst verteilt sich auf ein immens ausgedehntes Areal. Ob Calafate nun schön oder grauenhaft hässlich ist, obliegt dem Auge des Betrachters. Das touristische Leben findet auf der Avenida de Libertador, der Hauptstraße, statt. Der Charme ähnelt stark einem Skidorf. Einem, das man überall auf dieser Welt finden kann. Hier reihen sich die Lokale und Geschäfte aneinander. Man kann flanieren oder in eines der Restaurants einkehren. Die Auswahl ist enorm.

Mitten im Nichts steht seit 2011 das auffällige Gebäude, das den Gletschern nachempfunden ist, das Glaciarium Patagonian Ice Museum. Im Museum erfahren Besucher alles über die Welt der Gletscher, einschließlich ihrer Entstehung und Veränderung.

Glaciarium Patagonian Ice Museum El Calafate,Argentina,born4travel.de
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Blick auf den Lago Argentina

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Der erste Tag soll dem Perito Moreno Gletscher gewidmet sein.
Der befindet sich im Nationalpark, für den wir als erstes einen Pass benötigen.
Schwindelerregende Summen werden im Netz angezeigt, aber... die Hoffnung stirbt zuletzt. Denn es gibt verschiedenartigste Vorteilspakete. Aber welcher für uns am besten ist, ist ziemlich unübersichtlich dargestellt. Denn zusätzlich zu all den verschiedenen Varianten muss man auswählen, ob es ein Extranjeros, ein Jubilados y Pensionados oder ein Generalo werden soll. Das ist am Smartphone recht unübersichtlich gestaltet.
Deshalb fahren wir als erstes zum Informationscenter, dem Secretaria De Turismo, in dem wir hoffen beraten zu werden, welches Paket wohl für uns, die nach diesem Aufenthalt noch in El Chaltén (gehört zum gleichen Nationalpark) sein werden, die beste Option sein könnte.
Der Gutste hinter der Scheibe hat heute keinen Bock auf Fragen solcher Art. Er spult seine auswendig gelernten Einheitssätze ab und verweist auf eine Tabelle.

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Wir fahren zum Parkeingang. Hier ist mächtig etwas los. Keine Ahnung warum so Viele hier anstehen. Wir werden sofort von einer Rangerin angesprochen und sie hat die nötige Lust um uns zu beraten, welches Paket für uns am besten ist.

Man kann dieses Ticket hier online kaufen. Die Crux ist, dass es kein Netz gibt und das Wifi am Eingang praktisch gleich Null ist. Nachdem sie die Buchung mit uns an meinem Smartphone verfolgt, dabei das Dilemma erkennt, gibt sie uns kurzentschlossen einen Hotspot ihres Handys für uns frei und am Ende ist mein Konto für dieses 7-Tage-Ticket um 300 € erleichtert 😐
Alter Falter - würde es mir am liebsten entgleiten. Vor allem wenn ich bedenke, dass man für eine Jahreskarte für US-amerikanische Nationalparks 2024 lächerliche 80 USD zahlt.

# Parque Nacional Los Glaciares

Der Parque Nacional Los Glaciares umfasst eine Fläche von 726.927 Hektar (7.269,27 km²) und befindet sich in Nord-Südausrichtung in etwa zwischen El Chaltén und El Calafate. Im Westen zählt ein großer Teil der mit Eis und Schnee bedeckten Cordillera de los Andes dazu. Im Osten grenzt er an die trockene patagonische Steppe.

Das riesige Patagonische Kontinentaleis kann man nur aus großer Höhe sehen. Von ihm werden 47 große Gletscher gespeist, von denen dreizehn in das atlantische Becken absteigen. Darüber hinaus gibt es mehr als 200 kleinere Gletscher, die vom patagonischen Eisfeld unabhängig sind. Obwohl gewöhnlicherweise solche Eismassen erst in einer Höhe von 2.500 Höhenmetern vorzufinden sind, befinden sich die in dem Park Los Glaciares zwischen knapp 200 und 1.500 Höhenmetern.
Gletschereis besteht aus gepresstem Schnee der unter dem Druck des neuen Schnee's zur Eismasse geformt wird. Dieser Prozess dauert in den Anden etwa zehn Jahre.

Diese Zipfelmütze gehört dem Cerro Morreno (1.640m) und ist auf dem Weg zum Parkplatz sehr gut zu sehen.

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# Perito Moreno Gletscher

Der Perito Moreno Gletscher befindet sich im südlichen Teil des Parque Nacional Los Glaciares. Dieser Gletscher rückt stetig nach. Bei dieser kontinuierlichen Bewegung rutscht seine etwa viereinhalb Kilometer breite Front nach vorn, wobei immer wieder Eisfragmente des Gletschers über dem Canal de los Témpanos abbrechen.
Ein Ereignis, das wir zu gern aus der Nähe erleben würden.

Wir kommen am frühen Nachmittag an und werden sofort zum tiefer liegenden Parkplatz gelotst. Weiter geht es dann mit einem Shuttlebus, der - unserer Einschätzung nach - bedarfsgerecht unterwegs ist.
Zur Orientierung der vielen Senderos, also Wege zu verschiedenen terrassenförmigen Balkonen, gibt es an jedem Zugang eine Übersichtstafel. Heisst aber jetzt nicht, dass man sich nicht verlaufen oder verlieren kann. Wie wir es tun. Man geht einfach nur nicht verloren 😉

Das ist einer der ersten möglichen Anblicke auf die Front der Gletscherwand die je nach Quelle zwischen 4.5 und 5 Kilometer breit und am höchsten Punkt etwa siebzig Meter hoch ist.

Patagonia,Moreno Glacier,Argentina,born4travel.de
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Wir beginnen mit dem Sendero Inferiori im Süden des Gletschers und arbeiten uns bis ans andere Ende durch. Immer wieder hören wir ein lautes Knacken, starren wie alle anderen auch auf das Massiv. Es ist ein Geräusch wie ein Donner. Aber oftmals kommt es "nur" aus der Mitte des sich bewegenden Gletschers.
Wir sehen viele kleine Eisblöcke, die von der in den Canal de los Témpanos mündenden Gletscherzunge abbrechen. Letztendlich aber haben wir mit einem dramatischen Kalben des Gletschers kein Glück.

Die Masse Eis ist wirklich beeindruckend.
Die schwimmenden, babyblauen Abbruchstücke aber, beeindrucken mich persönlich am meisten.
Und natürlich das gletschergrüne Wasser.

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Und überall gibt es Infotafeln:

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Für diese Aufnahmen muss man schon ein wenig anzoomen:

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Die Anlage ist sehr gepflegt. Zwischen den Lattengängen gibt es sehr viel Grün.
Und diese Blüte des Feuerstrauches ist hier am häufigsten vertreten.

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Irgendwann verabschieden wir uns vom Anblick des Gletschers und vom Warten auf das besondere Ereignis. Wir haben gehofft, eine dramatische Szenerie zu erleben. Haben wir nicht. Hier und da brach ein Stück ab. Aber es waren eher kleine Abbrüche.

Mehr Glück haben wir dann auf dem Rückweg. Denn ziemlich nahe über uns kreisen Andenkondore. Der weisse Puschelkragen ist mit bloßem Auge fantastisch zu erkennen. Also doch noch Glück gehabt. Zwar bekomme ich keine super nahe Aufnahme sauber hin. Aber ich bin zufrieden mit dem, was ich mit den eigenen Augen gesehen habe.

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Am nächsten Tag, nach der "Todos Glaciares"-Bootsfahrt nehmen wir uns die Zeit und fahren nochmals zum Moreno.
Das Wetter ist noch schöner. Die Luft trockener. Und die Sicht einfach nur top.

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Konnte ich die angezoomte Bergkette kaum erkennen...

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... wirkt diese am nächsten Tag mit dieser enormen Weitsicht zum Greifen nahe!

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# Todos Glaciares

Am zweiten Tag machen wir uns schon sehr früh auf den Weg Richtung Puerto Punta Bandera, dem Ort, von dem die "Todos Glaciaros"-Bootstour startet. Es ist noch dunkel. Auf den Straßen El Calafates ist absolute Ruhe. Wir hoffen noch vor den Anderen beziehungsweise noch vor all den Shuttelbussen vor Ort zu sein und lange Schlangen zu vermeiden. Das wurde uns beim Kauf der Tickets angeraten.

Die Sonne ist gerade dabei aufzuwachen. Das Licht ist noch ganz flach. Die Farben der Landschaft und des Lago Argentino magisch.
Eins ist jetzt schon zu erkennen: Es ist wettertechnisch der schönste Tag.

Lago Argentino,El Calafate,Argentina,born4travel.de
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Als wir am Hafen ankommen, sind schon einige Shuttlebusse vor uns da. Einfach nur anstellen und einsteigen ist nicht. In der ersten Schlange wird geprüft, ob man ein Ticket besitzt und welches Boot gebucht wurde. Denn es läuft ein Größeres und ein etwas Kleineres aus. Es folgt eine weitere Schlange, bei der geprüft wird, ob man auch ein Ticket für den Nationalpark erworben hat. Und dann folgt die immer länger werdende Schlange zum Warten vor dem Einsteigen.

Wir sind happy, einen Platz am Fenster bekommen zu haben. Ob das nun die besten Plätze sind, wird sich noch zeigen. Denn es sind Dreier-Bänke. Wenn wir also aufstehen wollen, müssen die anderen zwei Paare auch aufstehen damit wir rauskommen. Wer sich so etwas für ein Ausflugsboot ausdenkt, der ist einfach weltfremd!

Je näher wir der Boca del Diablo kommen, desto mehr schwimmende Eisberge kommen uns entgegen.
Lange hält es uns nun nicht auf dem Platz. Trotz der extrem kalten Luft zieht es uns raus.
Dick eingemummelt sind wir nicht die einzigen, die der Kälte trotzen. Aber das Glücksgefühl, hier draußen stehen zu dürfen, überwiegt. Die ersten drei bis vier Meter hohen Eisberge sehen aus der Ferne noch ziemlich mickrig aus.

Todos Glaciaros,El Calafate,Argentina,born4travel.de
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Bevor wir den Upsala Gletscher überhaupt sehen, nähern wir uns einem losgelösten Eisberg.
Dieser wird auch der größte seiner Art auf unserer Reise sein.
Ein Vergleich ist vorerst gar nicht machbar. Als aber das andere Boot am anderen Ende steht, erst dann ist die enorme Dimension auszumachen.

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Der Star im Wasser bleibt dieser Eisklotz, der mich schon ziemlich an den fliegenden Fuchur aus der "NeverEnding Story" erinnert.
Hier verweilen wir eine gefühlte Ewigkeit. Bis mindestens jeder die Gelegenheit hatte den Einberg aus nächster Nähe zu betrachten und bis der Bordfotograf jeden, der es wollte, mit Eisberg im Hintergrund fotografiert hat.

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Der größte Gletscher der südlichen Hemisphäre, der Upsala Gletscher, wurde 1908 so von Klaus August Jacobson getauft, der an der schwedischen Uni Uppsala studierte. Er und Moreno haben als erste den Gletscher vermessen.
Der Upsala ist bekannt für den dramatischen Rückzug in den letzten Jahren. Im Jahr 1986 war der Gletscher noch 896 Quadratkilometern groß, In etwas mehr als 20 Jahren verlor er deutlich an Größe. Er schrumpfte (Messung im Jahr 2014) auf eine Größe von 750 Quadratkilometern.
Wir müssen aus Sicherheitsgründen ganze sieben Kilometer Abstand halten. Man erwartet und befürchtet große Abbrüche, die eine viele Meter hohe Tsunami-Welle auslösen würden.

Glaciar Upsala,El Calafate,Argentina,born4travel.de

Das südchilenische Eisfeld ist auf der Südhalbkugel das größte zusammenhängende Stück gefrorenen Wassers außerhalb der Antarktis. Die Gletscher fließen im Osten in die Seen des NP Los Glaciares, in den Lago Argentino und im nördlichen Teil des NP in den Lago Viedma. Im Westen fließen sie in die Seitenarme, die in das Pazifischen Meer münden. Dort befindet sich der Nationalpark Bernardo O'Higgins.

Wir verlassen den nördlichen Arm des Lago Argentino und machen kehrt in einen anderen Arm.
Langweilig wird's nicht. Ab und zu schwimmt dann auch immer mal wieder ein fotogener und mehrere Meter hohe Eisberg vorbei.

Glaciar Seco,El Calafate,Argentina,born4travel.de

Hier schlitterte einst der Glaciar Seco in den See.
Nun hat er sich so weit zurückgezogen, dass er den Lago Argentino nicht mehr erreichen kann.

Glaciar Seco,El Calafate,Argentina,born4travel.de
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Das Highlight dieser Fahrt ist definitiv der Aufenthalt vor dem Glaciaro Spegazzini. Das Besondere ist einfach der Ort an dem wir Halt machen. Nur etwa 300 Meter entfernt stehen wir an der Abbruchkante des Gletschers. Klingt viel fühlt sich aber wie zum Anfassen nahe. Kein Wunder. Der Gletscher ist hier etwa unglaubliche 100 bis 135 Meter hoch. Weitere 150 Meter befinden sich unter dem Wasser.
Hier verbringen wir ne ganze Weile. Das ist auch gut so. Denn das muss man erst einmal erfassen!

Glaciar Spegazzini,El Calafate,Argentina,born4travel.de
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Die Nahaufnahmen sind die Illusion "reinschauen zu können".
Verschieden Formen gibt es zu erkennen. Die einen sehen gestreiften Platten ähnlich, die anderen wie ein dichtes Bündel starrer Elemente, die jedoch jedes sich auf seine Art und Weise profilieren will.

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Nach einer ausreichenden Zeit, in der jedem die Möglichkeit gegeben wurde, genügend Fotos zu schießen, geht es zum Refugio Spegazzini.
Hier kann man im Restaurant essen gehen oder sich einfach draußen einen schönen Platz suchen, um die Landschaft zu genießen.
Wir haben unsere Stullchen mit und ziehen den Platz draußen vor. Für die Loungesessel kamen wir zu spät vom Boot. Nicht schlimm. Denn riesige Steine mit natürlichen Sitzkuhlen tun es auch.
Es ist eine einzigartige Gegend, hier im Seitenarm des Lago Argentino.

Cerro Peineta (2.068 m):

Glaciar Spegazzini,El Calafate,Argentina,born4travel.de

Unser Boot:

Glaciar Spegazzini,El Calafate,Argentina,born4travel.de

Noch bevor es auf's Boot geht, gehen wir Richtung Restaurant. Hier steht das obligatorischen Zeichen Spagazzini. Im Restaurant gibt es einen Andenkenladen. Ja, da fällt mir dieser Aufkleber "Ruta40" auf. Sowohl im letzten Jahr als auch im diesen Jahr habe ich es verpasst, so ein Ding zu kaufen. Es hängt aber auch nur noch ein Exemplar dran. Als wir das Geld für den Aufkleber rüberreichen wollen, meinen die Mädels an der Kasse, dass sie die Abrechnung fertig haben. Wahrscheinlich lockt der Feierabend und wir sollen es so mitnehmen.
Echt jetzt? Ist das jetzt die offizielle Genehmigung zum klauen?

Glaciar Spegazzini,El Calafate,Argentina,born4travel.de

Die Rückfahrt verbringen wir überwiegend im Inneren des Bootes.
Die Aufregung war's, durch die wir kaum gespürt haben, wie kalt es draußen eigentlich ist.
Die anderen zwei Paare an unserem Tisch, die aus Brasilien und Spanien kommen, waren wahrscheinlich die gesamte Zeit über gar nicht aufgestanden.

Gegen Vier Uhr erreichen wir wieder festen Boden. Die Bootsfahrt war eine grandiose Erfahrung. Angefixt vom Erlebten entscheiden wir uns, nochmals zum Moreno zu fahren. Der Park schließt um Fünf. Es sind nur noch wenige Besucher hier. Deshalb dürfen wir mit unserem Auto bis zum oberen Parkplatz fahren.

Wir wollen einfach mal gucken, ob wir eine Veränderung zum gestrigen Zustand erkennen.
Nein - wir sehen ein paar neue schwimmende Eisberge. Aber an der Front hat sich für uns Laien nichts geändert.
Dennoch ist es schön, dass wir nochmals herkamen. Denn die Sicht ist um ein Vielfaches besser als gestern.

Tag 2 war ein aussergewöhnlich beeindruckender Tag.
Beeindruckend meine Fotoausbeute. Habe ich doch etwa 380 Fotos geschossen.
Ich muss ja vollkommen von Sinnen gewesen sein!

Auf dem Rückweg können wir dieses prächtige Exemplar eines Andenbussards entdecken.
Ein tolles Tier, das uns genügend Zeit gibt, um ihn zu betrachten

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Noch ein letzter Blick auf den Lago Argentino am frühen Abend...

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... und dann geht's in die Patagonia Brewing Co., wo wir am Ende dieser Tage auf der sonnenverwöhnten Terrasse den Tag abschließen.
Draußen ist es nicht sonderlich warm. Aber bis kurz nach 8pm sitzt man in der Sonne. Und das hier gebraute Bier ist köstlich. Das muss ich betonen. Denn eigentlich bin ich kein Biertrinker.

Am dritten Abend werden wir ganz übermütig und essen sogar hier Burger und einen Teller Salat. Das Beschriebene und das Bild weichen auffallend deutlich von der Realität ab. Statt frische Avocado gibt es die Mansche aus der Tube. Und statt Rucola labberigem Blattsalat. Wir beschweren uns und zahlen 16 statt 24€.
Letztendlich sind wir enttäuscht. Das Bier hier in der Brauerei ist hervorragend. Essen sollte man irgendwo anders.

Patagonia Brewing Co.,El Calafate,Argentina,born4travel.de

Der letzten Tag in El Calafate gilt der Fotosondierung.
„Tuksson“ kriegt bei einer Schönheitswäsche seine ursprüngliche Farbe wieder.
Der Preis für eine Wäsche beträgt ein Vielfaches von dem im restlichen Argentinien.
Nun ja. Nicht zu ändern. Aber mit so einer dreckigen Kiste wollten wir dann trotz des Preises nicht reisen.

Lavanderia in El Calafate,Argentina,born4travel.de

Am letzten Abend essen wir fürstlich im Restaurant Mako Fuegos y Vinos.
Die Speisen sind sehr modern offeriert. Das Ojo de Bife perfekt.
Da gibt es nix zu meckern!
Ein Restaurant mit Klasse dessen Preise definitiv berechtigt sind.

Mako in El Calafate,Argentina,born4travel.de
Mako in El Calafate,Argentina,born4travel.de

Tschö El Calafate. Schön war's!

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Unsere Unterkunft: Aparts Calafate Suites

Unsere Unterkunft Aparts Calafate Suites befindet sich in einer Anlage von mehreren Häusern.
Unser Apartment ist in der ersten Etage. Die Einrichtung etwas oldstyle aber picobello sauber. Das Schlafzimmer Richtung Garten bringt himmlische Ruhe während der Nacht.

Es liegt ein paar Straßen außerhalb des Zentrums. Aber das ist absolut kein Hindernis. Hier sind wir eh mit Auto unterwegs.
Für uns war es rundum perfekt.

Dar Anblick von Außen:

Aparts Calafate Suites,El Calafate,Argentina,born4travel.de

Die Zimmer haben eine hervorragende Größe.

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So geht es weiter

Nun geht es in den Nordteil des Nationalparks. Nach El Chaltén. Unserer letzten Station in Patagonien.
Wieder müssen wir einen riesigen Bogen machen, um den Ort zu erreichen. Denn zwischen El Calafate und El Chaltén liegen die größten Gletscherseen Argentiniens: Der Lago Argentino und der Lago Viedma.