Von Berlin nach São Paulo
Unsere zweite Südamerikareise soll eine Ergänzung der letzten Reise sein.
Es hat uns im Herbst 2023
einfach richtig gut gefallen auf diesem Kontinent.
Die Reise beginnt in Brasilien's São Paulo!
An einem letzten Donnerstag im August geht es endlich los.
Die aller allerletzten Ideen zur Optimierung des Gepäcks bringen nicht viel. Es bleibt bei zwei Koffern plus
eine Extratasche, die so klein ist, dass sie auf den Inneramerikanischen Flügen als Handgepäck durchgehen wird.
Kurz nach halb Vier rollen wir mit einem Carsharingauto von Miles vom Hofe.
Wenige Meter später erster Halt. Jeden Tag eine gute Tat - sagt Rainer immer.
Eine Frau steht am Straßenrand und gestikuliert ganz aufgeregt, dass wir anhalten sollen.
Ein Mann liegt direkt vor seinem Grundstück. Hilfe ist gefragt. Ein anderer Fahrer springt auch herbei.
Es sind 33 Grad Celsius in Berlin. Der Mann hat’s einfach nicht geschafft reinzukommen.
Sie tragen ihn rein - raus aus der Sonne!

Eine Stunde später erreichen wir den BER. Rainer setzt mich mit dem Gepäck ab und bringt fix den Miles-Wagen zum Parkplatz. Es folgen die üblichen Wege: Gepäck verabschieden, Sicherheitskontrolle passieren und ab in die Lounge. Die ist gut geheizt. Es ist wärmer als im restlichen Gebäude. Das Essensangebot ist übersichtlich. Wir stoßen auf die Reise an und dann geht's schon in den ersten Flieger nach Frankfurt.

Wir landen in Frankfurt - warum auch immer - total abgelegen. Beim Aussteigen wird gerade unser nächstes Flugzeug
direkt aus dem Hangar an uns vorbeigezogen.
Die Fahrt mit dem Bus gleicht einer Sightseeingtour am Frankfurter Airport. Es folgt ein langer Gang -fast schon
einem sportlichen Einsatz ähnlich- bis zum Terminal B, wo die Boeing 747-8 schon auf uns wartet.
Bis dahin wollen wir noch etwas essen. Doch beim Anblick auf die zwei Töpfchen mit Speisen wie in der Schulkantine,
vergeht uns der Appetit.
Egal.Der Sekt ist 👍🏽


Kurz vor Zehn sitzen wir im Stübchen (Oberdeck der Boeing 747) und werden von sehr nettem Personal betreut. Die Boeing D-ABYC stand seit drei Tagen im Hangar und ist elende aufgeheizt. Da bringen die neu kreierten LH-Cocktails Avionic auch keine Abkühlung. Dafür machen sie entspannt. Und zudem sind sie ganz nach unserem Geschmack 😎
Zum ersten Mal habe ich mir im Vorfeld eine Speise bestellt. Das erweist sich als Vorteil, denn tatsächlich gäbe es kein Rinderfilet auf der Menükarte. Das war neu für mich. Ich dachte eigentlich, dieses Vorbestellen ist vollkommen unnötig. Wieder etwas dazu gelernt.

Der Flug ist alles andere als ruhig. Da hat sich meine Turbli-App - die bisher immer recht hatte - aber kräftig verschätzt.
Nach elf Stunden Flug landen wir im tief winterlichen São Paulo. Es ist kurz nach Vier und wir haben schon mal knapp 20 Grad.

Die Immigration erfolgt fast im Durchlauf. Dafür stehen wir ewig am Gepäckband. Denn die Koffer mit den Priority-Anhängern
kommen als letzte aufs Band 😛
Der Rest läuft wie am Schnürchen. Geld ziehen am ATM, mit dem Uber nach Itaim Bibi,
"unserem" Stadtbezirk für die nächsten fünf Tage. Hier checken wir im "Edifício Forma Itaim" einem Apartment-Gebäude ein,
das ich bei AirBnB entdeckt habe. Leider habe ich mir zwar den Code notiert, nicht aber die Nummer des Apartments.
Drei Türen haben wir zur Auswahl. Wir nehmen die, die ein entsprechendes Schloss hat. Also geben wir den Code wie
angewiesen ein. Ganz plötzlich hören wir eine Stimme von innen, die immerzu sagt: Das ist mein Apartment!
Hä?
Sofort schien mir Szenarien einer Doppelbuchung durch den Kopf, die wir bei unserem ersten Hawaii Besuch durchmachen mussten.
Doch dieses Mal war es keine Doppelbuchung sondern unsere Blödheit.
Die Tür geht auf und die Bewohnerin zeigt auf die gegenüber liegende Tür. Wie unangenehm 🥴
Tatsächlich klappt es an der Tür mit der Nummer 164 mit dem Code.
Ein kurzer Rundumblick - ja die Wohnung ist schön. Die Aussicht außergewöhnlich. Es folgen ein paar Fotos und dann fallen wir ins Bett.


São Paulo
São Paulo ist unser Einstieg in die Erkundung Brasiliens.
Es ist nicht nur die größte und leistungsstärkste Stadt Brasiliens - nein, auch ganz Südamerikas.
Mit Umgebung soll es mehr als 22 Millionen Einwohner hier geben. Knapp an Tokyo, mit seinen 37 Millionen vorbei geschrammt.
Hier haben sich Hoechst, VW, Mercedes und Siemens niedergelassen, die zur Wirtschaftsstärke kräftig beitragen.
São Paulo Stadt ist mit 11,5 Mio Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt Brasiliens.
Vom Globalization and World Cities Research Network (GaWC) ist sie als globale Alpha Stadt aufgeführt.
Alpha-Städte verbinden die wichtigsten Wirtschaftsstaaten mit der Weltwirtschaft und sind in die
vier Bereiche Alpha ++, Alpha +, Alpha und Alpha − unterteilt.
Bei der Vorbereitung auf diese Stadt habe ich nichts „Greifbares“ gefunden.
Es steht so Einiges auf der Liste. Aber es gibt kein rundes Bild ab. Hab mir dann aber von der netten Flugbegleiterin, die hier
schon öfter war, einfach mal ihre Tipps aufschreiben lassen. Und als der Purser uns seinen Aufenthalt kurz vorgestellt hat:
„Ich ess ‘ne halbe Kuh“, war das Programm eingetütet.
Wir wohnen in Itaim Bibi, einem angesagten Viertel. Es zählt zu den sicheren Bairro's der Stadt.
Bairro ist die portugiesische Bezeichnung für ein Viertel innerhalb einer Stadt.
Nach dem komatösen Schlaf, den unsere Körper trotz Flatbed in der BC vorhin erlegen sind, besorgt Rainer etwas für den kleinen Hunger aus dem Bistro gegenüber.
Anschließend schauen wir uns die Annehmlichkeiten im Haus an. In der 13.Etage befindet sich ein Aufenthaltsraum und ein sehr gut ausgestatteter Fitnessraum. Nach Sport ist uns jetzt nicht. Wir nutzen die Terrassen und schauen uns die Aussicht auf der Seite gen Süden an.



Anschließend geht's zum Pão de Açúcar einem nahgelegenen Supermarkt. Wir kaufen nur das Nötigste. Etwas Wasser und alles für's Frühstück. Happy sind wir, als wir unser Lieblings-Granola von Jordans entdecken.
Auf dem Rückweg trinken wir einen schönen Cappuccino bei Rico's. Einer Parilla, die einen ganz netten Eindruck macht.
Das Apartment ist wirklich sehr cool. Das Wohnzimmer ist eine Art Terrasse, das an zwei Seiten verglast ist.
Fantastischer Ausblick garantiert. Deshalb bleiben wir bis zum Sonnenuntergang noch hier. Dieses Farbenspiel
können wir uns einfach nicht entgehen lassen!
Das Haus befindet sich nämlich in der Einflugschneise des Stadtflughafens Congonhas,
der vermutlich so viele Starts und Landungen wie Frankfurt hat. Wenn wir überflogen werden, befinden sich die
Flugzeuge in einer Höhe von etwa tausend Meter. Gebannt starren wir aber immer wieder nach oben, wenn Helis
von all den gegenüberliegenden Dächern starten, während Flugzeuge im Landeanflug sind.




Den ersten Abend beenden wir in "Rico's Parilla".
Leckere Cocktails und ebensolches Essen machen den Abend perfekt.
Was uns auffällt, ist die aussergewöhnliche Aufmerksamkeit des Personals. Das Ganze: Ohne ständigem und aufdringlichem Nachfragen,
wie man das aus den USA kennt und was ich überhaupt nicht mag.

Am Samstag lassen wir uns in den Barrio Jardim Paulista bringen.
Es war wohl ein Fehler sich vom Fahrer bestätigen zu lassen, dass am Praça Benedito Calixto der Samstagsmarkt stattfindet.
Er hat das nicht so verstanden und bringt uns ganz engagiert zu einem anderen Markt.
Das tut mir fast schon leid. Schnell korrigiert er die Route und so werden wir am richtigen Ziel abgesetzt.
# Samstagsmarkt Praça Benedito Calixto
Der Platz (Praça) ist dem Maler Benedito Calixto gewidmet.
Seit 1987 findet hier samstags die "Feira da Praça" von 9 bis 19 Uhr statt.
Hier stürzen wir uns mitten ins Leben der Paulistas, wie sich die Einwohner von São Paulo nennen. Natürlich sind wir bei der Enge
erst einmal skeptisch. Erst sind wir etwas "über"vorsichtig. Doch schnell merken wir: Hier will uns keiner etwas tun.
Ein schöner Flohmarkt, den wir ohne den Tipp der Flugbegleiterin so nie gefunden hätten.
Es ist gerade erst Mittag. Es herrscht eine entspannte Stimmung. Familien sind unterwegs, Menschen treffen sich und konsumieren.





Dann finden wir Dinge, die wir hier nicht vermutet hätten:

Es gibt Livemusik...

... Gegrilltes und Bier. Das wird in einer Art gezapft, das wir so noch nie gesehen haben. Der Becher besitzt ein Ventil im Boden, wird auf eine Art Zapfen gestellt und von unten gefüllt. Der Schaum ist feinperlig - das IPA richtig lecker. Bezahlt wird bargeldlos. Sehr angenehm.

Nicht weit von hier, fußläufig etwa eine knappe Viertelstunde, befindet sich die nächste
Attraktion. Unterwegs fallen uns schon die ersten positiven Dinge auf, die wir schon so ähnlich in Buenos Aires gesehen haben.
Der Mittelstreifen einer breiten, viel befahrenen Straße ist ausgewiesen für Fahrradfahrer und
Mopedfahrer. Natürlich ist genug Platz auch für die Fußgänger. So fühlt man sich gut geschützt.
Dieses große Wandbild habe ich auf der Rua Enrique Schaumann entdeckt.

# Beco do Batman
Beco do Batman, als auch Batman Alley bekannt, befindet sich im Herzen des Barrio Vila Madalena
um die Rua Gonçalo Afonso und die Rua Medeiros de Albuquerque.
Ich mag solche Viertel und lasse mich gern von all den Farben, Graffitis und Zeichnungen verzaubern.
Die Kunstwerke in der Beco do Batman werden in gewissen Zeitabständen neu kreiert, so dass das heute Gesehene
beim nächsten Mal vielleicht nicht mehr zu sehen ist. So ähnlich wie wir das auch in
New Yorks Bushwick erlebt haben.
Entstanden ist Beco do Batman als aus Anlass des 80.Geburtstags Batmans an eine Wand dieser Superheld gezeichnet wurde. Dieses Kunstwerk wiederum, erregte die Aufmerksamkeit vieler Kunststudenten, die einen Platz fanden um noch mehr dieser bunten, kontrastreichen oder auch geometrischen Kunstwerke zu platzieren.
Auch hier herrscht klasse Stimmung. Von Unsicherheit absolut keine Spur.
Ganz nach unserem Geschmack ist auch hier die Bezahlweise:
Selbst am kleinsten Stand zahlen wir mit Watch, ganz ohne Bargeld.








São Paulo ist riesig. Das ist nicht wegzudenken.
Die 30°C auch nicht.
Wir schlendern durch die Straßen Pinheiros und sind begeistert von allem, was wir sehen und erleben.
Der Übergang zwischen dem Batman Alley Areal und dem Nachbargebiet ist fließend. Auch hier gibt es Hochhausgroße Wandbilder.



Eigentlich stand auf der Empfehlungsliste ein trendiges, ein grooviges Café.
Als wir davor stehen, sind uns die Stühle zu flach. Irgendwie sind das alles Kinderstühle. Das ist nicht unserem Alter entsprechend.
Die Stühle im AZvedo dagegen, sehen zu einladend aus, als dass wir sie links liegen lassen würden.
Unsere Batterien sind nur noch schwach. Bei einer netten Kleinigkeit sitzen wir hier
eine ganze Stunde und beobachten das an uns vorbei rauschende Leben São Paulos.
Dann geht's mit Uber zurück in's Forma Itaim.

Am Abend bleiben wir in unserem Viertel und essen bei Oli, ein scheinbar kleines
Eckrestaurant mit einer spannend eingerichteten Terrasse und einem riesigen Innenraum.
Die Inneneinrichtung gleicht einem Palais. Etwas sonderbar. Ich neige fast schon zu schreiben, dass es nicht zu einer
Pizzeria passt. Aber über Geschmack...
Hier wird hauptsächlich Pizza serviert. Gute Pizza.
Sonderbar auch, dass das Bier - auch Dosenbier - in Sektkübeln gekühlt wird.
Wir kommen aus dem Staunen nicht raus. Werden aber geschmacklich angenehm überrascht.


Noch haben wir keinen Mietwagen und lassen uns auch am Tag 3 mit Uber kutschieren.
Vorher machen wir einen Rundgang durch Itaim Bibi, unserem Bairro. Also nur einem Teil.
Und zwar dem, den wir aus unserer Unterkunft sehen.
Das ist unser Gebäude. Es steht zusammen mit seinem Zwilling recht einsam da.

Diese breiten Straßen, das könnte irgendwo auf der Welt sein. Auch New Yorks Manhattan. Also fast. Denn so viele Helis, die hier die Menschen von A nach B bringen, habe ich in NYC niemals gesehen. Und wir waren schon sehr oft da.



Die Fahrt bis zum Barrio Luz dauert sehr lange. Unser Ziel ist das nördlichste von meiner Bucket Liste. Es ist auch eine wunderbare Möglichkeit, den Blick auf die Stadt durch die Autoscheibe zu haben. Manchmal muss ich einfach die Scheibe öffnen. Zu schön sind die riesigen Wandmalereien.




Als wir uns dem Estação da Luz, einem der wichtigsten Bahnhöfe von São Paulo
nähern, ist klar, es ist nicht anders als anderswo in der Welt: Die Bahnhofsgegend ist im Besitz der
Obdachlosen, der Aussteiger, der Bettler. Derer, denen man nicht über den Weg laufen will.
Das müssen wir auch nicht. Das attraktive Gebäude stammt aus dem Jahr 1865. 450 Tausend Menschen kreuzen täglich diesen Bahnhof.
Wir machen nur ein Foto von gegenüber, denn da ist schon unser erstes Ziel des Tages.

# Pinacoteca do Estado de São Paulo & Parque da Luz
Die Pinacoteca do Estado de São Paulo, ein Museum für bildende Kunst, das sich vor allem auf die brasilianischen Werke konzentriert. Gegründet 1905 von der Regierung des Bundesstaates São Paulo, ist das älteste Kunstmuseum der Stadt.
Es ist Sonntag und das Museum wird gut besucht.
Samstags ist vielleicht noch mehr los. Denn Samstags ist der Eintritt für Jedermann frei.
Aber für uns über 60 Jährige, ist der Eintritt immer kostenfrei.
Bemerkenswert ist nicht nur der Inhalt sondern der gesamte Bau, der sehr lichtdurchflutet gestaltet ist. Die Kunstwerke sind über drei Stockwerke verteilt und selbstverständlich sind alle Ausstellungsräume klimatisiert.



Neben dem Gebäude des Museums befindet sich der 1798 gegründete und seit 1825
für die Öffentlichkeit zugängliche Parque da Luz. Ein dschungelartiger Park mit vielen großen Skulpturen und Kunstwerken
der trotz der Nachbarschaft zum Bahnhof, sehr gepflegt ist.
Es ist wunderschön hier. Die Natur ist üppig. Bei dem Klima auch nicht verwunderlich.
Wir bleiben nicht all zu lange. Denn abgesehen davon, dass wir noch mehr von São Paulo sehen wollen,
ist es viel zu warm!



Auch zum nächsten Ziel geht es mit Uber.
Es ist das mit seinen 5.000 Wohneinheiten, die sich auf 35 Etagen verteilen und einst das größte Wohngebäude der Welt war.
Das Edifício Copan. Entworfen vom brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer.
Es liegt im Zentrum der Stadt, das nicht zu den sichersten gehören soll. Dennoch habe ich mit der
Anmietung eines Apartment in diesem so besonderen Gebäude geliebäugelt.
Einzig der Hinweis eines Vermieters, dass die Sicht momentan eingeschränkt sein könnte, weil ein feines
Baunetz das Haus verhüllt, hat mich davon abgehalten.
Vor Ort stellen wir fest, dass die Gebäude hier so eng stehen, dass ein Gesamtbild des Copan absolut unmöglich ist.
# Edifício Itália
Gleich daneben steht das zweithöchste Gebäude der Stadt, das Edifício Itália, das eine Aussichtsterrasse hat.

Der Aufzug dahin ist schnell gefunden.
Der Zugang zur Terrasse erweist sich als tricky.
Erst heißt es, der Eintritt kostet 50 Realos, wir sollen aber zuvor in der drüber befindlichen Bar konsumieren,
um dort auch zu zahlen. Doch als wir hoch kommen, ist der Barkeeper mit einem anderen Paar beim Fensterrundgang.
Erst warten wir ganz brav. Und warten... und warten... Entschließen uns dann aber kurzerhand selbst zu gucken.
Die Aussicht flashed mich überhaupt nicht. Es ist ein homogenes Häusermeer ohne markante Gebäude. Irgendwie sind alle Häuser Hochhäuser.
Direkt am Fuße entdecke ich das 140 Meter hohe Edifício Copan.
Es folgt ein Foto und wir gehen. Das Ganze ist uns zu blöd.

# Viaduto do Chá
Vom Edifício Itália bis zur Viaduto do Chá sind es laut Google nur 12 Minuten.
"Machen wir doch gleich zu Fuß" meint Rainer.
Es ist Sonntag, die Shops in der Fußgängerzone geschlossen.
Nur ein paar Obdachlose und Suchties sind unterwegs. Als Rainer beinahe auf eine tote Ratte tritt,
bin ich nicht ganz sicher, ob diese Entscheidung die richtige war. Aber dann bemerke ich die Polizeipräsenz und bin
wieder entspannt. Bei Lichte gesehen hat mich niemand angebettelt bzw. angefasst.
Es sind einfach mal - auf deutsch gesagt - arme Schweine.
Direkt am Beginn der Brücke (Viaduto) befindet sich das 1911 eröffnete Theater und Opernhaus São Paulo's , das Theatro Municipal. Es ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Beim Bau hat man sich von der Mailänder Scala inspirieren lassen.

Das Viaduto Chá ist eine sehr breite Brücke. Mit ebensolchen Fußgängerstreifen.
Vom höchsten Punkt gibt es einen Blick auf ein Konglomerat mehrerer aufeinander treffender, sehr bedeutender
Avenidas der Stadt. Auf der anderen Seite ist eine Promenade. Fast ausgestorben wirkt sie ein wenig lieblos.


Hinter dem Viadukt lassen wir uns von einem Uber abholen. Wir sind immer noch im Zentrum, als wir eine Straße fahren, die ich wohl nie vergessen werde. Menschen wie Schlachtvieh, parallel gestapelte Sardellen liegen am Straßenrand. Furchtbar. So etwas haben wir weder in Indien noch in Nepal gesehen.
# Avenida Paulista
Die 2.8 Kilometer lange Avenida Paulista "ist mehr als nur eine Allee", lese ich.
Es ist das Finanzzentrum von São Paulo mit Museen, Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants.
Wir sind hier, weil wir während der vorherigen Fahrt diese Promenade am ihrem Ende tangiert und dabei gesehen haben, dass sie
für den Autoverkehr geschlossen ist. Nicht weil sie im Bau ist - als Berliner kommt einem kein anderer Grund in den Sinn -
nein weil heute Sonntag ist. Und wie wir das aus Tokyo schon kennen, gehört die Straße am Sonntag dem Fußgänger.
Und der will hier nicht spazieren. Der Paulista will hier das Leben feiern. Wir sind doch in Brasilien!
Was hier stattfindet, ist pure Lebensfreude. Menschen tanzen ausgelassen zu Livemusik. Familien sind mit Kindern unterwegs.
Überall wird Live-Musik gemacht und gute Laune verbreitet. Es ist extrem voll.
Und von dem traurig tristen Zustand im einsamen Zentrum ist hier nichts zu spüren.
Wir snacken ein paar brasilianische Spieße, trinken Bier und schauen dem Trubel zu. Wie herrlich.




Und noch ein paar architektonische Impressionen:



Am letzten Tag holen wir unseren Mietwagen für die kommenden drei Wochen bei einer Stadtstation von Movida ab.
Wie nicht anders zu erwarten, spricht hier absolut niemand englisch.
Technik die begeistert hilft da weiter.
Wir bekommen einen flotten Jeep Compass, mit dem wir den Einkauf für die nächsten Tage im entlegenen Ubatuba tätigen.

# Barbacoa Itaim Bibi
Viel Tag bleibt nicht mehr übrig.
Und einen Punkt von unserer Liste haben wir noch nicht in Angriff genommen: Die halbe Kuh essen.
Das machen wir heute. Zur Feier des Tage und zum Abschluss unseres sehr gelungenen Aufenthaltes in São Paulo.
Die halbe Kuh - und zwar jeder! - lassen wir uns hier im Barbacoa Itaim Bibi bei einem Rodízio schmecken.
Es ist eine Art BBQ auf brasilianisch, bei dem die Kellner frisch gegrilltes Fleisch von Spießen so lange servieren,
bis man per deutlichem Zeichen zu verstehen gibt, dass man satt ist.
Und selbst bei vorher ausgepumpten Magen und bestem Willen ist irgendwann die Grenze der Dehnbarkeit des Magens erreicht.🥴
Mitten im Restaurant steht noch eine Salatbar. Doch die Bezeichnung irritiert. Denn Salat findet man kaum. Es gibt ein wenig Gemüse
und Unmengen von leckeren Antipasti, Käse und Fisch.
Schlemmen bis zum Abwinken ist das Motto.
Am Ende des Abends zahlen wir inklusive Bier 688 R$ (2024: etwa 110 EUR).




Vier Tage São Paulo war ein guter Einstieg. Die Stadt besteht wie auch Berlin aus vielen Stadtbezirken, die für sich allein eine Stadt sind.
Mein erster Eindruck die Sicherheit betreffend ist wieder anders als befürchtet. Es ist eine Großstadt mit lebensfrohen,
sehr freundlichen Menschen. Wenn man von Favelas absieht, lebt die Gefahr vermutlich im Zentrum, einem Stadtbezirk,
den man bei Dunkelheit meiden soll.
In Barrios wie Itaim Bibi, Pinheiros, Jardim Paulista oder Bela Vista dagegen, konnten wir uns bedenkenlos bewegen.
Unsere Unterkunft: Forma Itaim
Das Forma Itaim befindet sich mitten im Barrio Itaim Bibi. Gebucht haben wir das Apartment in der 16. Etage über AirBnB. Es ist ein Apartmenthaus mit echten Mietern und solchen Besuchern, wie wir es sind.
Haus von außen:

Der Eingang zum Haus hat eine Art Schleuse, die als kleiner Garten mit Teich getarnt ist.
Kurzbewohner wie wir werden jedes Mal gecheckt. Die Tür zum Apartment ist über einen Code gesichert,
den wir nach der vollständigen Zahlung erhalten haben.

Die Unterkunft gefällt uns sehr gut. Das Bett ist bequem.
Das Highlight allerdings ist der Wohnbereich mit dem fantastischen Ausblick, der zu jeder Zeit sehenswert ist.


Abendausblick:

Es gibt einen Pool mit einer Länge von 25 Metern.
Leider hat uns São Paulo so in Beschlag genommen, dass wir diesen nicht einmal genutzt haben.
Daneben gibt es noch einen Jacuzzi mit warmen Wasser.

Zusätzlich gibt es ein Spa, einen Gemeinschaftsraum sowie ein Gym in der 13. Etage. Ein elektronischer Minishop hilft mit dem Notwendigsten aus.
So geht es weiter
Wir verlassen die Großstadt und tauchen vier Tage in den Atlantischen Regenwald ein.
In Ubatuba werden wir fern der Zivilisation sein. Direkt am Meer.